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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Vater vieler Klimaphänomene  
  Klimaveränderungen sind durch Treibhauseffekt und internationale Konferenzen längst in aller Munde. Die Prozesse, die für das bekannte Klimaphänomen El Nino verantwortlich sind, dürften jetzt auch bei einer ganzen Reihe größerer Klimaveränderungen eine gewichtige Rolle spielen.  
Dies könnte erklären, warum das Tauwetter nach der letzten Eiszeit durch eine hundertjährige Kälteperiode unterbrochen wurde. Amy Clement und Kollegen vom Lamont-Doherty Earth Observatory in Palisades, New York, liefern eine neue Erklärung für Klimaphänomene wie jene Rückkehr zu "Nahezu-Eiszeit-Bedingungen" vor 11.500 Jahren. Ihr neues Modell beschreibt plötzliche Temperatur-Veränderungen, die überall auf dem Globus auftreten können.
Abschmelzen der Eismassen als Ursache?
Nachweise für die globale Abkühlung vor über 11.000 Jahren, als die Erde sich nach der letzten Eiszeit gerade erwärmte, konnten mehrfach gefunden werden. Die vorherrschende Hypothese sah die Ursache für den abrupten Kälteeinbruch im Abschmelzen der großen Eismassen in der nördlichen Hemisphäre.
Kreislauf durch Abschmelzen unterbunden
Dabei floss Frischwasser von den schmelzenden Eismassen in den Nordatlantik. Mit einer geringeren Dichte als Salzwasser stoppte es das Ozeanwasser beim nordwärts fließen vor dem Absinken. Dadurch kommt es zur Unterbrechung bestimmter Wärmezyklen und zu einer Abkühlung der nördlichen Hemisphäre.
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Gigantische Wärmezirkulation
Das sinkende Atlantikwasser betreibt normalerweise eine gigantische Zirkulation von Ozeanwasser. Dabei wird Wärme aus den tropischen Regionen in Richtung der Pole transportiert. Wenn dieser Wärmetransport durch Nicht-Absinken des Ozeanwassers unterbunden wird, und keine Wärme in Richtung der Pole transportiert wird, kühlt die nördliche Hemisphäre stark aus.
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El Nino-Ereignisse als Erklärung?
Amy Clement betont, dass viele andere Studie zu diesem Thema die nordatlantische Wärmezirkulation nicht berücksichtigen. Die Forscher haben eine Alternativ-Erklärung: Die sogenannten El- Nino-Ereignisse. Diese sind Manifestationen des sogenannten ENSO (El Nino/Southern Oscillation), ein gekoppeltes Ozean-Atmosphäre-Phänomen.

ENSO kann, so die Wissenschaftler, mit Veränderungen in der Atmosphäre des Planeten interagieren und damit schnelle Klima-Veränderungen auslösen. Alle zwei bis sieben Jahre ist ENSO als Folge eines Wärme- und Energieaustausches zwischen Atmosphäre und den Ozeanen zu beobachten.
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El Nino
warmer Küstenstrom, der zur Weihnachtszeit vor der peruanischen Küste auftaucht und der auch dem unregelmäßig stattfindenden massiven Einbruch von tropischen Warmwasser in den kalten Humboldtstrom seinen Namen gibt. El Niño, "das Christkind", nennen die Fischer an der peruanischen Pazifik-Küste die warme Meeresströmung, die sich alle zwei bis sieben Jahre einstellt. Zugleich kehrt sich die vorherrschende östliche Windrichtung über dem westlichen Pazifik um - ein El Niño-Jahr beginnt. Dabei kommt die große Luftwalze der Passatwinde über dem Pazifik über ein Jahr lang fast zum Erliegen und beeinflusst so das gesamte Weltklima. El Niño führt zu Ernteausfällen in Australien, Überschwemmungen in Kalifornien und wirkt sogar auf den indischen Monsun.
->   Mehr zu El Nino
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Schrittweise Veränderungen
Periodische Veränderungen in der Umlaufbahn der Erde um die Sonne und der dabei sich verändernde Neigungswinkel wurden als Ursache für Klima-Veränderungen wie das Auftreten der Eiszeiten angesehen. Diese orbitale Variationen gehen sehr schrittweise vor sich, aber sie lösen Feedbacks im Klimasystem der Erde aus, die zu einem globalen Witterungswechsel führen können.

Diese orbitalen Variationen können das periodische Auftreten von ENSO beeinflussen, sagen die Forscher. Dabei wird das Auftreten von ENSO unterdrückt, d.h. El Nino kann für Hunderte von Jahren scheinbar komplett verschwinden. Das führt dann aber zu einer signifikanten Abkühlung am ganzen Globus.
Wechsel wird sichtbar
Der Wechsel von den sogenannten 'normalen' ENSO-Phänomenen zu den 'unterdrückten' Formen findet in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten statt. Bis jetzt kennt man wenige Klimaphänomene, die in der Lage sind solch große Veränderungen innerhalb kürzester Zeit hervorzubringen. Der derzeitige ENSO-Zyklus scheint einer Phase nahe zu sein, innerhalb der solche großen Veränderungen auftreten können, erklären die Forscher.

Die Wissenschaftler des Lamont-Doherty Earth Observatory untermauern ihre Thesen mit Computersimulationen des globalen Klimasystems. Trotz wird es schwierig sein, diesen spezifischen Effekt aus den Klimaaufzeichnungen von den oben genannten Effekten des Wärmezirkulations-Systeme der Ozeane zu unterscheiden.

(red)
->   Lamont-Doherty Earth Observatory
->   Journal of Climate(14,S. 2369 - 2375,2001; kostenpflichtig)
 
 
 
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01.01.2010