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Wiener Forscher klären Details der RNA-Interferenz  
  RNA-Interferenz - kurz: RNAi - ist ein natürlicher Abwehr- und Steuerungsmechanismus der Zelle. An den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) in Wien hat eine Forschergruppe weitere Funktionen aufgeklärt.  
RNAi zählt zu den Methoden, über die Molekularbiologen seit wenigen Jahren direkt in die Steuerungsmechanismen der Zelle eingreifen können. Dennoch sind viele Feinheiten unerforscht.
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Die Studie "Molecular Basis for Target RNA Recognition and Cleavage by Human RISC" von Stefan Ameres und Kollegen ist am 13. Juli 2007 in "Cell" erschienen (Band 130, S. 101-112).
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Schutz der Zelle gegen Viren
Die Wissenschaftler um Renee Schroeder und Javier Martinez gehen davon aus, dass RNAi ein Schutz der Zelle gegen eindringende Viren ist. Ausgangspunkt ist nämlich ein Stück einer doppelsträngigen RNA (Ribonukleinsäure, ein Molekül, das an der Übersetzung der Erbsubstanz in Proteine entscheidend beteiligt ist, Anm,).

Normalerweise kommt RNA als Einzelstrang vor, taucht ein Doppelstrang auf, so droht möglicherweise Gefahr durch ein Virus und ein Abwehrmechanismus der Zelle springt an, erklärte dazu MFPL-Mitarbeiter Stefan Ameres gegenüber der APA.
RNA-Stücke unschädlich machen
Als erste Reaktion wird der doppelsträngige RNA-Abschnitt mittels eines so genannten Dicers chemisch zerstückelt. Die entstandenen Bruchstücke werden anschließend mit bestimmten Proteinen zu einem molekularen Mechanismus zusammengefügt, der RISC-Komplex genannt wird.

In Folge ist dieses Gebilde dazu fähig, gezielt alle RNA-Stücke unschädlich zu machen, welche dem ursprünglichen Doppelstrang oder Teilen davon ähneln. So soll in der Natur dauerhaft verhindert werden, dass ein eingedrungenes Virus die Protein-Fabrik der Zelle für seine eigenen Zwecke missbraucht.
Stilllegen von Genen
Bei ihren Arbeiten haben die Wissenschaftler nun herausgefunden, dass der RISC-Komplex selbst nicht im Stande ist, doppelsträngige RNA zu erkennen und aufzudröseln, sondern ausschließlich Einzelstücke der RNA. Das ist nicht zuletzt entscheidend für die Verwendung von RNAi zu wissenschaftlichen und therapeutischen Zwecken.

Forscher wollen die von der Natur abgeschauten Vorgänge anwenden, um etwa einzelne Gene gezielt auszuschalten. Dazu wird die zum Gen passende RNA als Doppelstrang künstlich zugeführt, die Zelle bildet RISC-Komplexe und blockiert die vom betreffenden Gen abgelesenen, einsträngigen RNA-Abschnitte. So kann das Gen nicht mehr in Proteine übersetzt werden, es ist de facto still gelegt.

[science.ORF.at/APA, 13.7.07]
->   RNA-Interferenz (Wikipedia)
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Medizin-Nobelpreis 2006 für Entdeckung der RNA-Interferenz (2.10.06)
 
 
 
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01.01.2010