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Forscher beeinflussen die Wirkung "schneller Gene"  
  Eine neue Möglichkeit, in den Steuerungsmechanismus der Zelle einzugreifen, haben Wiener Wissenschaftler entwickelt. Sie beeinflussten dazu die Lebenszeit von RNA-Stücken, die in der Zelle unterwegs sind.  
Lösen sich die Stücke früher auf, werden sie nicht in Proteine übersetzt, das jeweilige Gen ist de facto ausgeschaltet.

Dies berichtet Nicole-Claudia Meisner von Novartis Wien, die gemeinsam mit österreichischen und Schweizer Kollegen die entsprechenden Studien durchgeführt hat.
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Die Studie "Identification and mechanistic characterization of low-molecular-weight inhibitors for HuR" ist als Online-Vorabpublikation in "Nature Chemical Biology" (doi: 10.1038/nchembio.2007.14; 15.7.07) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Rund 4.000 aktive Gene
In einer Zelle ist jeweils nur eine geringe Zahl an Genen aktiv, der Rest ist stillgelegt. Es gibt aber auch eine beträchtliche Anzahl von Genen - nämlich rund 4.000 - die mehr oder weniger beständig abgelesen und in RNA übersetzt werden.

Wenn das Genprodukt gerade nicht gebraucht wird, zerfällt die RNA allerdings relativ rasch, innerhalb von Minuten, und es kommt nicht zu Produktion der Genprodukte, erklärte Studienautorin Nicole-Claudia Meisner.
Bei Bedarf schnelle Protein-Produktion
Braucht die Zelle das betreffende Protein, so wird nur die Haltbarkeit der RNA erhöht - sie bleibt dann Stunden bis Tage intakt -, und schon kann die Produktion los gehen.

Der Vorteil dieser Variante besteht darin, dass die Proteine bei Bedarf sehr rasch zur Verfügung stehen. Muss erst ein tatsächlich stillgelegtes Gen angeschaltet werden, vergeht mehr Zeit.

Was die Sache für die Medizin interessant macht, ist die Tatsache, dass auch sehr viele Gene, die in Krankheiten involviert sind, von der schnellen Sorte sind. Etwa bei der Entstehung von Entzündungen sind solche Vorgänge beteiligt.
Wirkstoffe machen RNA haltbarer
Gesteuert wird die Haltbarkeit der RNA durch ein Protein namens HuR. Nun haben die Wiener Forscher nach einer Möglichkeit gesucht, wie man das Protein HuR und damit die Stabilität der RNA künstlich beeinflussen kann.

Fündig wurden sie unter anderem bei einem aus einem Pilz stammenden Stoff namens MS-444 und einer aus einer Pflanze extrahierten Substanz namens Okizenon.

Noch wirken diese Wirkstoffe allerdings nicht selektiv, sondern generell auf den RNA-Stabilisator und damit auch jedes RNA-Molekul. Wenn es gelingt, die Sache spezifischer zu machen, so wäre damit eine völlig neue Art von Medikamenten möglich, ist Meisner überzeugt.

[science.ORF.at/APA, 16.7.07]
->   Novartis
 
 
 
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01.01.2010