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Studie: Dickleibigkeit ist "sozial ansteckend"  
  "Dicke Freunde" werden laut US-Forschern immer dicker: In einer Langzeitstudie haben sie festgestellt, dass Dickleibigkeit "sozial ansteckend" wirkt und leicht "übertragen" werden kann.  
Soziale Bande sind viel wichtiger als "Fett-Gene", meinen die beiden Studienautoren, der Politikwissenschaftler James Fowler von der University of California in San Diego und der Soziologe Nicholas Christakis von der University of Harvard.

"Wir waren verblüfft, dass Freunde einen Einfluss auf das Gewicht von Menschen haben, gleichgültig ob sie nebenan wohnen oder hunderte Kilometer entfernt", so Fowler.
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Die Studie "The Spread of Obesity in a Large Social Network over 32 Years" von Nicholas Christakis und James Fowler ist im "New England Journal of Medicine" (Bd. 357; S. 370-379; 26.7.07) erschienen.
->   Zur Studie
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Freunde erhöhen steigt um 57 Prozent
Laut Studie steigt die Wahrscheinlichkeit für Dickleibigkeit um 57 Prozent, sobald ein Freund zuviel Kilo auf die Waage bringt. Bei Geschwistern sind es 40 Prozent, bei Ehepartnern "nur" 37 Prozent. Bei "engen Freunden" verdreifacht sich die Dickleibigkeitsgefahr.

Bei ihren Zahlenspielereien haben die Mediziner errechnet: Legt eine dickleibige Person um 7,7 Kilo zu, folgt ihm sein Freund mit durchschnittlich 2,3 Kilo.
Cluster von Dicken und Dünnen
Die Forscher haben die Daten von über 12.000 Erwachsenen, die an einer Herzstudie ("Framingham Heart Study") teilgenommen haben, 32 Jahre lang verfolgt. Aus den Daten gewannen sie eine soziale Netzwerkkarte, die Angaben über Freundschaften und den Body-Mass-Index der Teilnehmer enthielt.

Eine der ersten Beobachtungen der Forscher: Das gesamte Netzwerk wurde im Beobachtungszeitraum immer schwerer. Dazu kam es zu Cluster-Bildungen von leichteren und schwereren Personen.
Gemeinsame Normen
Diese Häufungen liegen nicht nur daran, dass sich Dicke oder Dünne lieber mit Ihresgleichen umgeben und ähnliche Essgewohnheiten haben, betonen die Forscher.

Da der Einfluss der Freunde auch aufrecht bleibt, wenn sich diese hunderte Kilometer entfernt befinden, gehen sie davon aus, dass sie gemeinsame Normen teilen.
Soziale Effekte stärker berücksichtigen
Nicholas Christakis erklärt sich das so: "Wenn ein Mensch dickleibig wird, ändern sich auch seine Normen bezüglich des passenden Körpergewichts. Sie glauben, dass es OK ist, dick zu sein, wenn es die Freunde auch sind. Und diese Einstellung wächst im Lauf der Zeit."

James Fowler kritisiert die einseitige Ausrichtung der Medizin in ihrer Suche nach "Fett-Genen": "Soziale Effekte sind viel stärker als man glaubt und sollten auch in der Forschung mehr berücksichtigt werden."

[science.ORF.at, 26.7.07]
->   Homepage von James Fowler
->   Homepage von Nicholas Christakis
->   Framingham Heart Study
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01.01.2010