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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Luftpartikel heizen Atmosphäre massiv auf  
  Schwebeteilchen in der Luft kühlen die Atmosphäre, dachte man bisher. US-Forscher berichten nun hingegen, dass schmutzige Dunstwolken einen eklatanten Anstieg der Temperatur auslösen. Das gilt zumindest für die untere Schicht der Atmosphäre.  
Der Beitrag dieser Teilchen zur Erwärmung ist demnach von großer Bedeutung: Er sei mit jenem der Treibhausgase vergleichbar, berichtet ein Team um Veerabhadran Ramanathan von der Scripps Institution of Qceanography.
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"Warming trends in Asia amplified by brown cloud solar absorption" von Veerabhadran Ramanathan et al. ist in "Nature" erschienen (Bd. 448, S. 575; doi: 10.1038/nature.06019).
->   Abstract
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Wärmend oder kühlend?
Sucht man im aktuellen Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) das Stichwort "Aerosole", wird man im Kapitel "Changes in Atmospheric Constituents and in Radiative Forcing" fündig. Dort werden die klimatischen Effekte von Schwebeteilchen in der Luft aufgelistet, die u.a. durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und Biomasse entstehen.

Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten: Aerosole, wie man diese Schwebteilchen auch nennt, können die Sonnenstrahlung reflektieren oder absorbieren. Ersteres führt in der Regel zur Abkühlung der Atmosphäre, letzteres zur deren Erwärmung. Tatsächlich ist die Angelegenheit zwar komplizierter, da es eine Reihe von indirekten Effekten wie etwa die Wolkenbildung gibt, dennoch kann man die Summe aller Effekte als Maßzahl ausdrücken.

Das ist der so genannte RF-Wert (von "radiative forcing"). Ist er negativ, gilt ein Aerosol als Kühlmittel für die Atmosphäre, ist er positiv, trägt die Substanz zur Erwärmung von Luft und Boden bei.
->   IPCC AR4 Report
Widerspruch zu Klimabericht
Im vierten Report des IPCC wurden für die allermeisten Aerosole negative RF-Werte vermerkt - wenngleich mit dem Hinweis, dass diese Einschätzung mit einem relativ großen Unsicherheitsfaktor behaftet sei.

Ein aktuelle Studie von US-Klimaforscher Veerabhadran Ramanathan liefert nun ein ganz anderes Bild als der IPCC-Bericht: Demzufolge sind zumindest die Aerosole über dem Indischen Ozean keineswegs atmosphärische Kühlmittel, sondern heizen die Luftschicht der Erde ähnlich stark auf wie die altbekannten Treibhausgase.
Braune Wolken bringen Hitze
Ramanathan und seine Kollegen ließen im März 2006 insgesamt 18 Mal Messflugzeuge über der Malediveninsel Hanimaadhoo aufsteigen. Sie bestimmten damit unter anderem die Sonnenstrahlung und die Aerosol-Konzentration in der Luft. Der März liegt in der Trockenzeit, wenn verschmutzte Luftmassen aus dem asiatischen Raum zum Indischen Ozean transportiert werden.

In der ersten Märzhälfte fanden die Forscher nur wenige Aerosole in der Atmosphäre. Mit der Ankunft der "brown clouds" ("braune Wolken") in der zweiten Monatshälfte stieg deren Konzentration indes stark an.

Daraufhin stieg auch die Temperatur der unteren Atmosphärenschicht stark an. Die weitere Auswertung ergab, dass der Großteil dieser Erwärmung auf den hohen Anteil von Kohlenstoffpartikeln in Form von Ruß zurückzuführen ist.
Grund für Abschmelzen der Himalaya-Gletscher?
Berechnungen mit Computermodellen zeigen, dass Treibhausgase und braune Wolken seit den 1950er Jahren für ein Temperaturplus von jeweils 0,5 und 0,8 Grad gesorgt haben.

Die Forscher weisen in ihrer Studie auch darauf hin, dass sich die untere Atmosphäre offenbar zwei Mal so schnell erwärmt wie die Erdoberfläche. Dieser Umstand trage womöglich zum Abschmelzen der höher gelegenen Gletscher im Himalaya bei.

[science.ORF.at, 2.8.07]
->   Veerabhadran Ramanathan
->   Aerosol - Wikipedia
->   Asian brown cloud - Wikipedia
->   Mehr zu Aerosolen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010