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Hirnschaden: Teilweise Heilung durch Stimulation  
  Ein gehirngeschädigter Mann, der seit sechs Jahren nur über Bewegungen der Augen und der Daumen kommunizieren konnte, kann mit Hilfe von Elektroden in seinem Gehirn wieder sprechen.  
Der 38-Jährige hat auch die Fähigkeit zu kauen und zu schlucken wiedererlangt, wie US-Forscher nun berichten. Er kann so mit einem Löffel gefüttert und muss nicht mehr künstlich ernährt werden.
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"Behavioural improvements with thalamic stimulation after severe traumatic brain injury" von N. D. Schiff et al. ist in "Nature" erschienen (Bd. 448, S. 600; doi:10.1038/nature06041).
->   Abstract
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Elektroden im Gehirn
Der Mann hatte bei einem Überfall eine Gehirnverletzung erlitten. Sechs Jahre lang zeigte er nur gelegentlich Anzeichen von Bewusstsein, seine Gliedmaßen konnte er nicht willentlich bewegen.

In einem Experiment pflanzten ihm Forscher zur Stimulation Elektroden ins Gehirn ein, ähnlich, wie es bei der Parkinson-Krankheit Praxis ist. Die Elektroden wurden sechs Monate lang immer wieder ein- und ausgeschaltet, um ihre Wirkung zu testen, wie die Forscher in ihrem Bericht schreiben. Inzwischen bleiben sie den ganzen Tag über eingeschaltet.
Patient antwortet mit drei Wörtern
Experten nannten den Bericht hochinteressant. Zugleich mahnten sie aber, dass das Verfahren an weiteren Patienten untersucht werden müsse, bevor Aussagen über seinen Erfolg getroffen werden könnten. Eine entsprechende Studie mit weiteren Patienten wurde bereits in Angriff genommen.

Der in der "Nature"-Studie beschriebene Mann spreche mit gehauchter, aber hörbarer Stimme, erklärte Joseph Giacino, einer der Co-Autoren der Studie, der am JFK Johnson Rehabilitation Institute in Edison, New Jersey, forscht. Er beginne ein Gespräch nicht von sich aus, antworte aber, üblicherweise mit einem bis drei Wörtern.
Nach wie vor stark behindert
Der Patient kann auch wieder einige Bewegungen ausführen. So könne er Gesten wie das Putzen der Zähne, das Essen mit einer Gabel und das Trinken mit einer Tasse nachahmen, erklärte Studienleiter Nicholas Schiff vom Weill Cornell Medical College in New York.

Tatsächlich ausführen könne er diese Tätigkeiten aber nicht, da die Sehnen in seinen Armen nach Jahren der Unbeweglichkeit verkürzt seien. "Er ist immer noch völlig abhängig von anderen und schwerbehindert", sagte Schiff.

Dennoch habe ihm die Behandlung geholfen, erklärte die Mutter des Patienten. "Mein Sohn kann jetzt essen, sich ausdrücken und uns wissen lassen, ob er Schmerzen hat. Er genießt eine Lebensqualität, die wir nie für möglich gehalten hätten", sagte sie.

[science.ORF.at/AP, 1.8.07]
 
 
 
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01.01.2010