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Eulen kartieren ihre Welt mit den Ohren  
  Eulen sind wahre Hörkünstler: Dass sie waagrechte Bewegungen einer Schallquelle doppelt so gut wahrnehmen können wie senkrechte, haben nun US-Forscher herausgefunden.  
Die Ursache dafür sehen der Neurowissenschaftler Avinash Bala von der Oregon University und seine Kollegen in der Abstimmung der Neuronen im Zwischenhirn, das für die räumliche Zuordnung auditiver Reize zuständig ist.
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Die Studie "Auditory Spatial Acuity Approximates the Resolving Power of Space-Specific Neurons" ist im Open-Access-Journal Public Library of Science (PLoS ONE 2(8): e675, doi:10.1371/journal.pone.0000675) am 1.8.07 erschienen.
->   Die Studie
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Neue Anwendungen alter Erkenntnisse
Dass sich die Pupillen erweitern, wenn ein Tier - oder Mensch - einem akustischen Reiz ausgesetzt wird, ist bekannt, seit Ivan Pawlow in den 1920er Jahren seine berühmten Experimente mit Hunden durchführte.

Das machten sich die Forscher zunutze, um die räumliche Hörschärfe von Schleiereulen zu untersuchen.
Messung unwillkürlicher Reaktionen
In früheren Experimenten ließen Forscher die Schleiereulen Jagd auf bewegliche Schallquellen machen, um ihr akustisches Orientierungsvermögen zu untersuchen.

In der neuen Studie wurden die Tiere ruhiggestellt, um ausschließlich die Reaktion des Gehirns auf den akustischen Reiz messen zu können.

Die Forscher maßen, wie stark sich die Pupillen der Versuchstiere erweiterten und untersuchten, wie stark sich ein bereits gewohntes Geräusch bewegen muss, damit die Eulen den Unterschied wahrnehmen.
"Landkarten" der Gehirnfunktionen
Normalerweise erstellt Matthew Spitzer von der australischen Monash University, Mitautor der Studie, mithilfe evozierter Potenziale "Landkarten" verschiedener Gehirnregionen.

Für die neue Studie wandte er die Methode für Referenzmessungen an.
->   Evozierte Potenziale - Wikipedia
Neuronen reagieren stärker auf waagrechte Bewegungen
Die Erwartung der Forscher bestätigte sich, dass Schleiereulen horizontale Bewegungen besser wahrnehmen können als vertikale: Die so genannten rezeptiven Felder der Nervenzellen wiesen ein Seitenverhältnis von eins zu zwei auf.

Entsprechend können Eulen waagrechte Richtungsänderungen etwa doppelt so gut wahrnehmen wie senkrechte.
Kein Einfluss auf das Jagdgeschick
Experimente, die das natürliche Jagdverhalten der Eulen simulieren, zeigen hingegen keinen signifikanten Unterschied zwischen ihrer Fähigkeit, vertikale und horizontale Bewegungen richtig einzuschätzen: Seit den 1970er Jahren ist bekannt, dass sie ihre Beute finden, gleichgültig ob sie nun waagrecht oder senkrecht zu entkommen versucht.

Deshalb warnt auch der Neurobiologe Andrew Moiseff davor, voreilige Rückschlüsse aus den Erkenntnissen zu ziehen: Die neue Methode sei nützlich für physiologische Messungen, sagte er gegenüber dem Online-Dienst von Nature, aber "das bedeutet nicht unbedingt, dass sie in waagrechter Richtung bessere Jäger sind."

[science.ORF.at, 2.8.07]
->   University of Oregon, Institute of Neuroscience
->   Monash University, School of Psychology
->   University of Connecticut
->   Nature
 
 
 
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01.01.2010