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Blumenfledermäuse sind Stoffwechsel-Weltmeister  
  Kein anderes Säugetier der Welt kann Nahrung so schnell dem Körper verfügbar machen wie die Blumenfledermaus. Ihre einzige Energiequelle ist Zucker, den sie aus dem Nektar von Blüten gewinnt.  
Menschen können nur bis zu 30 Prozent der aufgenommenen Nahrung direkt verbrennen, den Rest holt sich ihr Körper aus den körpereigenen Energiedepots. Diesen biochemischen Umweg nutzen die 10 Gramm schweren Fledermäuse nur in Ausnahmefällen.
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"Nectar-feeding bats fuel their high metabolism directly with exogenous carbohydrates" von C.C. Voigt und J.R. ist auf der Website von "Functional Ecology" erschienen (doi: 10.1111/j.1365-2435.2007.01321.x).
->   Abstract
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Besser als Spitzensportler
"Zwar kommt sämtliche Energie letztlich aus unserer Nahrung", sagt Christian Voigt, einer der beiden Autoren der Fledermausstudie. "Aber sowohl Tiere als auch Menschen können nur einen Teil davon direkt nutzen." Das gilt allerdings nicht für alle Tiere: Der Forscher vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin untersuchte, welchen Teil ihrer Nahrung Blumenfledermäuse direkt verbrennen.

Dazu gab er den Tieren Zuckerwasser, das mit stabilen, also nicht-radioaktiven Kohlenstoffisotopen angereicht war. Die Isotope des Zuckers ließen sich bereits wenige Minuten nach der Mahlzeit im Atem der Tiere nachweisen. Bis zu 95 Prozent der vom Stoffwechsel umgesetzten Energie stammte aus dem Zuckerwasser.

Damit sind die Blumenfledermäuse die Rekordhalter unter den Säugetieren, was die Verbrennungsrate von Zucker angeht. Zum Vergleich: Spitzensportler nutzen nur ca. 30 Prozent der Energie aus Zuckerdrinks, den Rest der Energie holen sie sich aus körpereigenen Depots von Fett und Glykogen
Riskante Ernährungsstrategie
Der Vorteil dieser direkten Nahrungsumsetzung hat einen Preis: Fehlt einmal der Zucker, müssen die Tiere sofort und sehr stark auf ihre Fettreserven zugreifen. Innerhalb eines Tages beispielsweise verbrauchten sie 50 Prozent des Körperfetts, sobald sie keinen Zucker mehr erhielten.

Die Studie zeige, wie gefährdet die Tiere sind, wenn sie - etwa durch Eingriffe ins Ökosystem - nur wenige Tage von ihrer Nahrungsquelle abgeschnitten sind, sagt Voigt: "Energetisch gesehen leben die Tiere auf Messers Schneide."

[science.ORF.at/idw, 7.8.07]
->   Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung
 
 
 
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01.01.2010