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Grönland-Expedition: Teil 2  
  Die österreichische Polarexpedition ist in der Forschungsstation in Zackenberg am Tyroler Fjord angekommen. Das Wetter ist gut und alle Ausstattung vor Ort, so dass dem Arbeitsbeginn nichts mehr im Wege steht. Zuvor gilt es allerdings noch, den Umgang mit dem Gewehr zu üben, denn Eisbären können den Forschern gefährlich werden, berichtet der Glaziologe Wolfgang Schöner (ZAMG) am Mittwoch aus Grönland.  
Ankunft in Grönland
Von Wolfgang Schöner

Nach eineinhalb Tagen Anreise sind wir in Zackenberg angekommen. Nicht nur wir sind angekommen, sondern glücklicherweise auch unser gesamtes Gepäck und die gesamte Expeditionsausrüstung, womit unseren Aktivitäten nichts mehr im Wege stehen sollte.

Die Anreise erfolgte über Kopenhagen, Reykjavik, Akureyri und Mestersvig nach Zackenberg. Bei bester Sicht während des Fluges konnten wir die eindrucksvolle Landschaft Grönlands im Wechselspiel von Wasser, Fels und Eis bewundern, wobei uns die niedrige Flughöhe der Twin Otter zugute kam.
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Österreichs Beitrag zum Internationalen Polarjahr
Das Internationale Polarjahr 2007/08 (IPY) ist eine weltweite Forschungsoffensive von 50.000 Wissenschaftlern aus 60 Nationen. Österreichs Beitrag ist FERMAP, eine Initiative von 15 Forschungseinheiten fünf österreichischer Universitäten und drei außeruniversitärer Einrichtungen, koordiniert von Wolfgang Schöner (Klimatologe, ZAMG) und Andreas Richter (Ökologe, Uni Wien).

Die Teilnehmer der Expedition schildern ihre wissenschaftliche Arbeit und ihre Erlebnisse in science.ORF.at und in der Radiosendung "Wissen Aktuell" in Ö1 (Mo-Fr, 13.55 Uhr).
->   Internationales Polarjahr 2007/2008
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Dänische Station am Tyroler Fjord
Erstmals konnten wir auch den Freyagletscher sehen, den wir für unsere glaziologischen Untersuchungen ausgewählt haben. Nach einer Stunde Flugzeit von Mestersvig landet unsere Maschine unsanft auf der Sandpiste von Zackenberg und wir werden von Stationsleiter Morten Rasch begrüßt. Mit uns ist erfreulicherweise, nach einer längeren Schlechtwetterperiode mit starkem Wind, auch die Wetterbesserung nach Zackenberg gekommen.

Zackenberg liegt am Tyroler Fjord in Nordost-Grönland, fast direkt am Meer. Die Station wird vom Dänischen Polarcenter seit 1997 betrieben, wobei ökologisches Monitoring und ökologische Forschung die wesentlichen Aufgaben der Station sind.

Die steigende Nachfrage und Ausweitung der wissenschaftlichen Aktivitäten in Zackenberg hat auch die Erwartungen an die Logistik ansteigen lassen. Erste Ausbauarbeiten sind bereits abgeschlossen, weitere für nächste Woche geplant.
Arktischer Komfort: Stromversorgung, ...
Aber bereits jetzt ist der Komfort an der Station hervorragend. Wir sind in Zweibettzimmern untergebracht, die bestens ausgestattet sind. Stromversorgung gibt es zwischen sieben Uhr Früh und zumindest zehn Uhr am Abend aus einem Dieselaggregat.

Die Station besitzt auch sehr gute Laborräumlichkeiten, die für die Ökologen in unserem Team wichtig für ihre Arbeit sind. Der Logistikleiter der Station, Henrik Philipsen, gibt uns eine kurze Einführung in die Gepflogenheiten in der Station und zeigt uns alle Räumlichkeiten. Er ist in Zackenberg von Beginn an dabei gewesen und strahlt eine angenehme Ruhe und Sicherheit aus.
... Wasser und Schutz vor Feuer
Wasser und Feuer sind auch fundamentale Gegebenheiten einer Polarstation. Während Wasser für die Versorgung wichtig ist, müssen die Vorkehrungen gegen Feuer sehr konsequent sein.

Die Wasserversorgung von Zackenberg kommt aus dem nahen Zackenbergfluss. Zum Schutz gegen die Ausbreitung eines möglichen Feuers sind alle Gebäude der Station durch einen größeren Abstand voneinander getrennt.
Strenge Umweltvorschriften
Da Nordostgrönland ein Nationalpark ist - sogar der größter Nationalpark weltweit - gibt es hier sehr strikte Umweltvorschriften. So wird etwa der gesamte Müll mit Ausnahme von Papier ausgeflogen.

Aber auch für die Wissenschaft sind die Vorgaben des Nationalparks sehr streng. Die Entnahme von Boden- oder Pflanzenproben bedarf einer vorhergehenden Genehmigung durch die Nationalparkbehörde.
Gefährlicher Einsatz für die Wissenschaft
Da für Arbeiten außerhalb der Station eine Begegnung mit einem Eisbären nicht ausgeschlossen werden kann, ist das Mitführen eines Gewehres notwendig. Wir haben daher für den Mittwoch eine Unterweisung für den Umgang mit dem Gewehr geplant.

Danach werden wir unsere mitgebrachten Geräte und Instrumente für die kommenden Einsätze vorbereiten und testen. Dann steht dem Beginn der Arbeiten nichts mehr im Weg. Die Gruppe der Glaziologen wird dann mit einem Zodiac auf die Südseite des Tyroler Fjordes fahren und vom Fuße des Eiger mit den Arbeiten auf dem Freyagletscher beginnen.

[8.8.07]
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Über den Autor
Wolfgang Schöner ist Klimatologe an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien, stellvertretender Leiter des Sonnblickobservatoriums und der Österreichischen Gesellschaft für Polarforschung. Forschungsschwerpunkt: "Klimaänderung im Alpenraum - Auswirkungen auf die Kryosphäre".
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->   Forschungsstation Zackenberg
->   Dansk Polar Center
->   Polarjahr: Notizen aus der Arktis, Woche 1 (www.dieuniversitaet-online.at)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Österreich-Beitrag zum Polarjahr startet
 
 
 
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01.01.2010