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Neue Führung für das Haus der Geschichte  
  Das lange diskutierte Haus der Geschichte soll künftig unter neuer Führung vorbereitet werden. Vertreter des Bundeskanzleramts und verschiedener Ministerien sollen sich künftig um das Projekt kümmern.  
Für Günter Düriegl, Leiter der bisherigen Arbeitsgruppe, ist damit nun die Arbeit beendet. "Es wurde uns vermittelt, dass sich das neu formieren wird", sagte er bei einer Pressekonferenz. Selbst sei er nicht gebeten worden, sich weiter um das Haus der Geschichte zu kümmern.
"Nie gefragt worden"
"Ich bin nie gefragt worden", so Düriegl auf Anfrage der APA. Auf die Frage, warum dies nicht geschehen sei, sagte er: "Da müssen Sie den Professor (Stefan, Anm.) Karner fragen." Dieser hat auch die Leitung für die im kommenden Jahr anstehende Ausstellung zum Thema 90 Jahre Republik übernommen.

Im Juni hat die fünfköpfige Arbeitsgruppe ihre Arbeit eingestellt und eine "Roadmap" zum Haus der Geschichte abgeliefert. Seitdem existiert sie als Verein. Laut Düriegl wird sich dieser aber in "absehbarer Zeit" auflösen.

Froh zeigte sich der Zeithistoriker darüber, dass trotz politischer Veränderungen die Weiterarbeit akzeptiert worden war. Der Endbericht wird nun durch internationale Experten evaluiert, ein Ergebnis wird für September erwartet.

Eine von der Arbeitsgruppe angelegte Bibliothek werde mit der Auflösung des Vereins in das Staatsarchiv übergeführt, so Düriegl. Vom Bundeskanzleramt erhalten die Mitglieder der Arbeitsgruppe ein "Anerkennungshonorar" für die Weiterarbeit.
Finanzierung unklar
Düriegl bestätigte auch, dass die politische Kompetenz für ein Haus der Geschichte bei Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) liege. Auf die Frage, ob schon eine Summe für das Projekt zur Seite gelegt sei, antwortete er: "Das kann ich leider nicht beantworten." Fix sei lediglich die Finanzierung für die Ausstellung zum 90-Jahr-Jubiläum der Republik Österreich im kommenden Jahr.

Auch die Finanzierung des zeitgeschichtlichen Projekts steht allerdings weiter in den Sternen. Hierbei müsse man auch die Bundesländer in die Pflicht nehmen, so Düriegl. "Es ist klar, dass ein Haus der Geschichte nur dann Erfolg haben kann, wenn dieses von ganz Österreich getragen wird." Man habe zwar mit allen Landeshauptleuten über eine Mitfinanzierung gesprochen, nun warte man aber auf die Zahlungsbereitschaft.
Prozess, nicht Museum
Der Wiener Wirtschaftshistoriker Herbert Matis, ebenfalls Mitglied der Arbeitsgruppe, zitierte aus der nun offiziell vorliegenden - allerdings für die Öffentlichkeit gekürzten - Roadmap. Als Standort bevorzugen die Wissenschaftler einen Neubau, dieser solle von jungen Architekten konzipiert werden.

Weiters müsse das geplante geschichtliche Zentrum eine "offene Form" sein, in der man Gründungsmythen begegnen wolle. Matis: "Ein Haus der Geschichte muss als offener Prozess angelegt werden, denn was heute Gegenwart ist, ist morgen schon Geschichte."

Vor allem eines ist den Mitgliedern der Arbeitsgruppe wichtig: "Ein Haus der Geschichte, wie wir es verstehen, ist in erster Linie kein Museum", so Düriegl. Sondern: "Ein anderes Institut, das musealen Anteil hat."

[science.ORF.at/APA, 9.8.07]
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01.01.2010