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Heizbarer Schwanz schützt Erdhörnchen  
  Nordamerikanische Erdhörnchen verwenden zum Schutz ihrer Jungen vor Klapperschlangen eine ungewöhnliche Technik: Sie heizen ihren Schwanz auf und wedeln damit vor den Schlangen herum. Diese nehmen die Wärmestrahlung wahr und werten sie als Zeichen von Aggressivität.  
Infrarot- oder Wärmestrahlung sei ein bisher wenig bekanntes Kommunikationssignal im Tierreich, schreiben Aaron Rundus und seine Mitarbeiter von der University of California in einer Studie.

Es habe sich bei den Erdhörnchen ausgebildet, nachdem die Klapperschlangen die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Infrarotstrahlung entwickelt haben.
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Die Studie "Ground squirrels use an infrared signal to deter rattlesnake predation" erscheint zwischen 14. und 17. August 2007 online in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS; doi: 10.1073/pnas.0702599104).
->   Abstract der Studie (sobald online)
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Angewandt bei Klapperschlangen, ...
Die Wissenschaftler hatten das Infrarotsignal entdeckt, als sie im Labor Begegnungen zwischen Kalifornischen Zieseln (Spermophilus beecheyi) - einer Art von Erdhörnchen - und Klapperschlangen (Crotalus oreganus) mit einer Wärmekamera filmten.

Der Schwanz der Erdhörnchen heizte sich über die gesamte Länge deutlich auf, sobald sich die Klapperschlangen näherten, schreiben die Forscher.
... aber nicht bei Kiefernnattern
Trafen die Hörnchen auf Kiefernnattern (Pituophis melanoleucus), die Wärmestrahlung nicht wahrnehmen können, blieb der Schwanz hingegen kalt.

Anschließend konfrontierten die Forscher Klapperschlangen mit einem "Erdhörnchen-Roboter", dessen Schwanz sich ebenfalls beheizen ließ. Die Schlangen verhielten sich wesentlich defensiver, sobald die Forscher die Schwanz-Heizung einschalteten.
Die Schwanzreaktionen im Vergleich
 
Bild: Aaron Rundus

Die Farben korrespondieren mit der Oberflächentemperatur (blau=kalt, rot-gelb=heiß). Links (A): die Begegnung der Erdhörnchen mit den Klapperschlangen, der Schwanz ist eindeutig heiß. Rechts (B): bei der Gegenüberstellung mit einer Kiefernnatter bleibt der Schwanz kühl.
->   Video 1: Begegnung mit Klapperschlangen (heißer Schwanz; wmv)
->   Video 2: Begegnung mit Kiefernnatter (kalter Schwanz; wmv)
In der Nacht besonders effektiv
Die Entdeckung des Infrarotsignals erkläre auch eine bisher paradox erscheinende Beobachtung: Kalifornische Ziesel wedeln nämlich bei Dunkelheit stärker mit ihrem Schwanz als im Hellen, obwohl die Klapperschlangen den Schwanz im Dunklen ja eigentlich gar nicht sehen können.

Das Infrarotsignal sei aber trotzdem wahrnehmbar, schreiben die Forscher. Es sei in der Natur im Dunklen sogar besonders effektiv, weil dann auch die Umgebungstemperaturen niedrig sind und sich die Wärmestrahlung des Schwanzes gut vom Hintergrund abhebt.

Das fällt mit der Zeit zusammen, in der Klapperschlangen bevorzugt jagen: Im Frühjahr in der Dämmerung und im Sommer in der Nacht.

[science.ORF.at/dpa, 14.8.07]
->   Aaron Rundus, University of California
 
 
 
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01.01.2010