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Forum Alpbach: Angst hindert am Lernen  
  Dass Furcht nachweislich am Lernen hindert, erläuterte der deutsche Hirnforscher Manfred Spitzer beim 63. Europäischen Forum Alpbach. Mehr noch: Lernen und Glück sind offenbar miteinander verbunden.  
Negative Gefühle reproduziert
Wer Angst hat, ist nicht kreativ. Angst hindere am Lernen, sagt Manfred Spitzer von der Universität Ulm. Der Grund liegt in der Amygdala im Gehirn, dem sogenannten Mandelkern, der Furcht verarbeitet.

Werde in einem ängstlichen Zustand gelernt, sei die Amygdala aktiv und man lerne mithilfe der Amygdala. Das Problem dabei laut Spitzer: Beim Erinnern an das Gelernte werden auch die negativen Gefühle wieder geweckt.
Glücklich ist ¿ wer lernt!
Man solle beim Lernen (Anm.: bzw. Unterrichten) nicht auf Angst setzen, so der deutsche Hirnforscher in seinem Vortrag beim Europäischen Forum Alpbach: Denn auch wenn das Eingebläute vom Schüler wieder in Erinnerung gerufen werden könne, werde es nicht zum kreativen Problemlösen genützt. Und kreative Problemlösung sei derzeit ja der Kern der Didaktik, so Spitzer.

Sein Tipp: Freude beim Lernen statt Angst. In Scanner-Experimenten mit kokainabhängigen Menschen habe man nachgewiesen, dass im Gehirn (im sogenannten Nucleus accumbens) Glücks-Gefühle gesteuert werden und auch das habe mit Gedächtnis zu tun.
Körpereigene Drogen
"Im Gehirn werden Opioide freigesetzt - endogene Opioide. Man fühlt sich gut, aber auch das Gedächtnis wird gesteigert." Kurz zusammengefasst: Werden Opioide freigesetzt, werden mehr Signale von mehr Synapsen verarbeitet. Die Glücksempfindung sei gekoppelt an die Herausforderung, etwas zu lernen:

"Der Bereich im Gehirn wird aktiv, wenn etwas Gutes passiert, das man noch nicht gewusst bzw. nicht gekannt hat; etwas Gutes, das man erst lernt."

Freude und Lernen seien im Gehirn also eng miteinander verbunden. Und das solle man zu nützen wissen und eine positive Atomsphäre schaffen, um erfolgreich lehren und lernen zu können. Eine von Spitzers Prämissen lautet nämlich: "Ein vergnügtes Hirn lernt besser als ein angestrengtes."

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft, 17.8.07
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Mehr zu Manfred Spitzer
Der deutsche Mediziner und Psychologe Manfred Spitzer schreibt populärwissenschaftliche Bücher mit Titeln wie "Ketchup und das kollektive Unbewusste" und "Vorsicht Bildschirm", er hatte eine eigene Fernsehshow namens "Geist und Gehirn" auf BR-Alpha (bisher wurden 106 Folgen ausgestrahlt). Spitzer leitet die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm sowie das "Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen" und war zweimal Gastprofessor in Harvard.
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->   Europäisches Forum Alpbach
->   Nucleus accumbens - Wikipedia
->   Amygdala - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010