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Gesellschaftliche Wirkungen der Gentechnik-Debatte  
  Die mitunter heftig und kontrovers geführte Debatte in Österreich und anderen Ländern rund um das Thema Gentechnik trägt offenbar zur Demokratisierung innerhalb der EU bei.  
"Man merkt sowohl bei Medienanalysen als auch bei Regulierungsprozessen der nationalen Regierungen eine Synchronisierung der Diskussionen, der Einfluss der Bevölkerung nimmt zu", erklärte der Sozialwissenschaftler Franz Seifert. Er hat mit Unterstützung des Wissenschaftsfonds FWF eine Studie zum Thema "Österreichs Gentechnik-Konflikt in der Welt" durchgeführt.
Trend zur Synchronisierung
Ursprünglich wurden die Diskussionen in den einzelnen EU-Ländern sehr eigenständig geführt. Österreich war dabei eher früh dran, 1996/97 ging es los, berichtete der Wissenschaftler. Zum Vergleich, etwa in Frankreich kam die Debatte erst 1999 so richtig in Schwung. Diese Kluft von rund zwei Jahren zeigt das Eigenleben innerhalb der einzelnen EU-Staaten. Doch in den Vergangenen Jahren ist ein Trend zu Synchronisierungen eingetreten, ist Seifert überzeugt.

Nur durch das verstärkte Zusammenwirken von Massenöffentlichkeiten und den entsprechenden Druck der nationalen Regierungen konnte letztendlich ein EU-weites Moratorium für gentechnisch veränderte Nahrungsmittel erwirkt werden - auch wenn dieses Moratorium mittlerweile wieder gefallen ist.
Öffentlichkeit zwingt Politik
Die Gentechnik-Kontroverse ist für Seifert gleichsam ein Modellfall zum Einfluss von Öffentlichkeit im Zeitalter der Globalisierung. Der Protest bloß einer nationalen Bevölkerung wird in der EU jedoch kaum Folgen haben. Nur eine annähernd zeitgleiche Mobilisierung wird Konsequenzen nach sich ziehen.

Eine wichtige Rolle spielen dabei auch Umweltorganisationen, die gegen die Gentechnik zu Felde ziehen, ist Seifert überzeugt. Bemerkenswert sei, dass unter den zahlreichen beteiligten Gruppen internationale Organisationen (z. B. Greenpeace) die größte Wirkung erzielten. Sie würden dies allerdings primär über ihre lokalen Zweigstellen bewerkstelligen, die vor Ort Kampagnen organisieren. Auch hier reagieren nationale Regierungen auf den Protest ihrer Bevölkerung und transportieren diesen auf eine übernationale Ebene.

[science.ORF.at/APA, 20.8.07]
->   Beiträge von Franz Seifert in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010