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Kunsthistoriker dokumentiert "Kulturerbe Kosovo"  
  Die Bilder der zerstörten Buddha-Statuen in Afghanistan seien um die Welt gegangen, die zerstörten Klöster und Kirchen im Kosovo hingegen kenne kaum jemand, beklagt ein Innsbrucker Kunsthistoriker.  
Er erfasst im Auftrag der UNESCO die in den vergangenen Jahren zerstörten Kulturdenkmäler in der Krisenregion, wie er beim derzeit stattfindenden "Europäischen Forum Alpbach" berichtet.
135 Kirchen verwüstet
Zahlreiche Klöster und Kirchen im Kosovo wurden zerschossen und/oder geplündert im Zuge des Krieges 1999 oder im Zuge der Ausschreitungen im Jahr 2004. Die UNESCO lässt von Experten aus unterschiedlichen Staaten die zerstörten Kulturgüter dokumentieren - unter anderem hat sie den Kunsthistoriker Thomas Steppan vom Institut für Geschichte und Ethnologie der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck damit beauftragt.

Steppan schildert science.ORF.at das Ausmaß der Zerstörung: "Seit 1999 sind allein 135 Kirchen von Zerstörung betroffen. Dazu zählen bedeutende Bauten wie die byzantinischen Denkmäler der Bogorodica Ljeviska-Kirche oder das Erlöserklöster in Prizren; aber auch wertvolle Bauten späterer Jahrhunderte wie die St.-Georgs-Kathedrale in Prizren oder das Nonnekloster von Devic. Der Identifikationswert, den Denkmäler für die serbische Bevölkerung auch außerhalb der Region einnehmen, ist außerordentlich hoch und daher wohl entscheidend für das Kalkül der zerstörerischen Aggression gewesen."

Noch nicht erfasst seien beschädigte oder bedrohte kleine Kulturgüter, Ikonen und illuminierte Handschriften.
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Zur Person
Thomas Steppan beschäftigt sich als Kunsthistoriker seit 10 Jahren mit dem Kosovo; seit dem Jahr 2004 ist Steppan UNO-Beauftragter für die UNESCO im Kosovo zur Erfassung der zerstörten Kulturdenkmäler und zum Schutz des Weltkulturerbes. Da er auf frühchristliche und byzantinische Kunstgeschichte spezialisiert ist, hat sich die UNESCO an ihn gewandt und die Zusammenarbeit vorgeschlagen.
->   Thomas Steppan (Uni Innsbruck)
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Dokumentieren, dann sanieren
Im Rahmen des UNESCO-Projekts untersuchen Kunsthistoriker wie der Innsbrucker Thomas Steppan diese Kunstschätze und schlagen Sanierungsschritte vor. Steppan nennt science.ORF.at ein Beispiel:

"Die Bogorodica Ljeviska-Kirche in Prizren [Anm. Kirche Muttergotes] ist sicher das bekannteste Denkmal, das während der Ausschreitungen im März 2004 zu Schaden kam. Die wichtigsten Sicherungen wurden soweit gewährleistet, damit der Bau zumindest nicht einstürzen kann. Weiter Arbeiten stehen aber noch aus."
->   Bogorodica Ljeviska
->   UNESCO-Report zu ausgewählten Kirchen [Anm. Ohne Datierung und Quelle]
UNESCO-Weltkulturerbe
Doch zumindest sei die Kirche mittlerweile in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen worden¸ so wie weitere Klöster im Kosovo.

Um die Kulturgüter zu sichern und zumindest die gröbsten Sanierungen vorzunehmen, wären laut UNESCO 40 Millionen Euro notwendig.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 21.8.07
->   UNESCO-Weltkulturerbe-Liste Kosovo
->   UNESCO
->   Österreichische UNESCO-Kommission
->   Europäisches Forum Alpbach
->   Europäisches Forum Alpbach 07 in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010