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Überleben mit Krebs: Österreich nur teilweise voran  
  Die Überlebenschancen von Krebspatienten sind in Europa gestiegen, aber immer noch deutlich schlechter als in den USA. Österreich liegt in der Statistik nur bei manchen Krebsarten an der Spitze.  
Während in den Vereinigten Staaten knapp zwei Drittel aller Männer eine Krebserkrankung fünf Jahre überleben, sind es in Europa weniger als die Hälfte.

Frauen haben eine etwas höhere Überlebenschance als Männer, insgesamt verringern sich die Unterschiede zwischen den Nationen. Das geht aus der neuesten "Eurocare"-Studie unter Teilnahme von 23 Staaten hervor.
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Die Studie "Survival for eight major cancers and all cancers combined for European adults diagnosed in 1995-99: results of the EUROCARE-4 study" ist online in "Lancet Oncology" (21.8.07; doi: 10.1016/S1470-2045(07)70245-0) erschienen.
->   Abstract der Studie (sobald online)
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Daten von 2,7 Millionen Patienten ausgewertet
Die Wissenschaftler um Franco Berrino von der nationalen italienischen Tumor-Stiftung in Mailand haben die Daten von 2,7 Millionen Patienten, die in den 23 Staaten zwischen 1995 und 1999 an Krebs erkrankten mit einer Beobachtungszeit bis Ende 2003 analysiert.

Es ist die Nachfolgeuntersuchung zu einer ähnlichen für die Jahre 1990 bis 1994. Insgesamt steigerten sich die Fünf-Jahres-Überlebensraten in Europa.
Die durchschnittlichen Überlebensraten
Die Fachleute schreiben in ihrer Studie: "Die durchschnittliche Überlebensrate für Patienten mit einem Dickdarmkarzinom lag bei 53,8 Prozent, Lungenkrebs 12,3 Prozent, Brustkrebs 78,9 Prozent, Prostatakrebs 75,7 Prozent und Eierstockkrebs 36,3 Prozent (...)."

Die besten Chancen hätten skandinavische und mitteleuropäische Kranke, dann folgten die südeuropäischen, danach erst die Patienten aus Großbritannien Irland - und schließlich mit einem erneuten Abstand die osteuropäischen.
Lungenkrebs wird gefährlicher
Beim Dickdarmkrebs liegt bei den Überlebenschancen die Schweiz mit 59,7 Prozent an der Spitze. Dann folgen gleichauf Norwegen und Schweden (58,3 Prozent). Österreich ist da mit 56,7 Prozent Fünf-Jahres-Überlebensrate etwas schlechter. In Polen leben nach fünf Jahren gar nur noch 38,8 Prozent der Betroffenen.

Im Vergleich zur vorangegangenen Untersuchung abgenommen hat die Überlebensrate der österreichischen Lungenkrebspatienten - von 14,4 auf 13,9 Prozent. Hier liegt Österreich nach Island (14,7 Prozent) allerdings an zweiter Stelle. In Polen leben nach fünf Jahren nur noch 6,8 Prozent der Kranken mit einem Lungenkarzinom.
Melanom und Brustkrebs
Beim Melanom sind die Überlebenschancen auf fünf Jahre gesehen derzeit am besten in Nordirland (92,1 Prozent), ausgesprochen hoch sind sie auch in der Schweiz mit 90,3 und in Schweden mit 90,2 Prozent. Österreich ist hier mit 82,1 Prozent relativ gut, aber nicht wirklich Spitze. Hier sind auch andere Staaten wie die Niederlande oder Deutschland und Frankreich besser.

Brustkrebspatientinnen haben in Europa die höchste Fünf-Jahres-Überlebensrate in Island mit 87,6 Prozent, dann folgt Schweden mit 84,3 Prozent. Österreich nimmt einen guten Platz mit 78,5 Prozent ein, ist aber nicht direkt an der Spitze. In Slowenien sind die Chancen der Betroffenen mit 71,9 Prozent am schlechtesten.
Eierstockkrebs in Österreich gut behandelbar
An erster Stelle ist Österreich bei der Überlebensrate von Frauen mit Eierstockkrebs (42,8 Prozent). Diese Krebsform ist an sich ausgesprochen schlecht behandelbar. Am Ende der Statistik liegt hier England mit 30,3 Prozent.

Ebenso die besten Chancen haben österreichische Männer mit Prostatakrebs. Nach fünf Jahren leben von ihnen noch 84,9 Prozent. Im Vergleich zu der vorangegangenen Untersuchung verbesserte sich die Überlebensrate von ihnen um 6,9 Prozent.

In Dänemark leben hingegen nach fünf Jahren nur noch 47,7 Prozent der Betroffenen. In den meisten Staaten betragen die Überlebensraten etwa 70 Prozent.
Vorbild Skandinavien
Die Autoren fordern dazu auf, die Beispiele von Norwegen, Schweden und Finnland überall nachzuahmen: Würden alle europäischen Staaten an deren Krebsüberlebensrate von 57 Prozent herankommen, wäre das eine Reduktion der Zahl der Krebsopfer um zwölf Prozent.

Doch das Problem ist kompliziert: Vorsorge mit einem gesunden Lebensstil, intensive Früherkennungsprogramm bei jenen Krebsarten, wo das möglich ist und eine optimale Therapie tragen zu ziemlich gleichen Teilen zu allfälligen Verbesserungen bei.

[science.ORF.at/APA, 21.8.07]
->   The Lancet Oncology
->   Eurocare
Mehr zu dem Thema:
->   Krebspatienten in Österreich gut versorgt (2.11.05)
 
 
 
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01.01.2010