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Beim Winterschlaf bleibt die innere Uhr stehen  
  Forscher haben die Annahme widerlegt, dass die innere Uhr auch die Zeitabläufe im Winterschlaf von Tieren kontrolliert: In einer Studie zeigte sich, dass Feldhamster im Winterschlaf ihre innere Uhr ausschalten.  
Durchgeführt wurde die Studie von der Zoologin Annika Herwig von der Tierärztlichen Hochschule Hannover und zwei französischen Kollegen.

Wie die Hochschule am Dienstag mitteilte, untersuchten die Zoologen bei Hamstern die Aktivität der Uhren-Gene, mit denen das Gehirn im 24-Stunden-Rhythmus etwa die Produktion des Hormons Melatonin steuert. Bei Hamstern im Winterschlaf fehlte der normale tageszeitliche Rhythmus der Gene. Sie waren dauerhaft gehemmt oder dauerhaft angeschaltet.
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Die entsprechende Studie "The circadian clock stops ticking during deep hibernation in the European hamster" erscheint zwischen 21. und 24.8.07 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (doi: 10.1073/pnas.0704699104).
->   Abstract der Studie (sobald online)
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"Uhren-Gene" ausgeschaltet
Für die Untersuchungen habe man etwa 40 Hamster in verschiedenen Phasen des Winterschlafes getötet und nach der Genexpression in einer Zellansammlung im Hypothalamus gesehen.

Diese Zellen, die "Suprachiasmatischen Nuklei", bildeten die innere Uhr. Untersucht habe man drei Uhren-Gene und ein Gen, das die Melatonin-Produktion reguliere.

Im Winterschlaf habe es bei den vier Genen die normalen tageszeitlichen Aktivitätsunterschiede nicht gegeben.
Regulation des Winterschlafs weiter unklar
Bild: Mireille Masson Pevet
Europäischer Hamster
"Dieses Ergebnis ist sehr überraschend, weil der Winterschlaf ein zeitlich sehr präzise regulierter Prozess ist", betonte die Zoologin. Tiere müssten wissen, wann es im Frühjahr wieder aufzuwachen gelte. Was den Winterschlaf auslöse und reguliere, sei nach wie vor ungeklärt.

Möglicherweise werde das Aufwachen nicht aktiv gesteuert, sondern durch körperliche Folgen des Winterschlafs ausgelöst, meinte die Zoologin. Während des Schlafs sammelten sich Stoffwechselabbauprodukte im Körper an, und Gehirnzellen würden zurückgebildet.

Deswegen müssten die Hamster ohnehin alle drei bis vier Tage ihre Körpertemperatur normalisieren. Die Gehirnveränderungen während des Winterschlafs ähnelten denen von Alzheimer-Patienten.

[science.ORF.at/AP, 21.8.07]
->   Tierärztliche Hochschule Hannover
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01.01.2010