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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
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Grönland-Expedition: Teil 6  
  Im sechsten und letzten Teil unserer Serie heißt es "Auf Wiedersehen": Die Expedition der österreichischen Wissenschaftler geht gemeinsam mit dem arktischen Sommer in der grönländischen Forschungsstation Zackenberg zu Ende. Ihre Forschungen haben jedoch gerade erst begonnen. Die Wintermonate werden dafür genutzt, langfristige Kooperationen mit den dänischen Kollegen aufzubauen und nächstes Jahr soll es bereits im März losgehen: mitten im arktischen Winter.  
Abschied von Zackenberg
Von Wolfgang Schöner

Nun ist der Moment gekommen. Nach zwei Wochen Aufenthalt müssen wir von Zackenberg und von Grönland Abschied nehmen. Abschied nehmen von einer Station, die uns mittlerweile sehr ans Herz gewachsen ist.

Jedoch nicht nur die Station werden wir vermissen, sondern auch das dänische Team vor Ort: Stationsleiter Phillip mit seinem trockenen Humor, oder Lars und Maria, die uns viel von der laufenden Forschung an der Station, etwa der sogenannten GeoBase und BioBase erzählt haben.

Henryk, der außergewöhnliche Fotograph, der uns stets mit Rat und Tat bei technischen Problemen zur Verfügung stand und uns dadurch half, unseren Eisbohrer einsatztauglich zu bekommen. Oder Emil, der Grönländer, ein unglaubliches Kraftbündel, der immer fröhlich zu sein scheint. Er erzählte uns spannende Geschichten von seinen winterlichen Jagdfahrten nach Eisbären, Moschusochsen und Robben.
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Österreichs Beitrag zum Internationalen Polarjahr
Das Internationale Polarjahr 2007/08 (IPY) ist eine weltweite Forschungsoffensive von 50.000 Wissenschaftlern aus 60 Nationen. Österreichs Beitrag ist FERMAP, eine Initiative von 15 Forschungseinheiten fünf österreichischer Universitäten und drei außeruniversitärer Einrichtungen, koordiniert von Wolfgang Schöner (Klimatologe, ZAMG) und Andreas Richter (Ökologe, Uni Wien).

Die Teilnehmer der Expedition schilderten ihre wissenschaftliche Arbeit und ihre Erlebnisse in science.ORF.at. Die Ö1 Dimensionen werden im Oktober über die Expedition berichten.
->   Ö1
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Der Sommer in Grönland geht zu Ende
Den Rhythmus des Stationslebens haben wir mittlerweile so verinnerlicht, dass wir sicherlich einige Zeit mit der Umstellung auf die "Zivilisation" in Österreich kämpfen werden. Andererseits sind wir aber auch müde von den Arbeiten der letzten zwei Wochen - Messungen, Probenahmen und Erkundungstouren - so dass wir uns auch auf unsere Rückkehr nach Österreich freuen.

Das näher rückende Ende der diesjährigen Saison ist mittlerweile aber ganz allgemein in der Station spürbar. Nicht nur, dass die Dämmerung schnell in eine richtige Nacht überzugehen scheint, werden auch vermehrt Vorkehrungen und Arbeiten für den kommenden Winter durchgeführt.

Nächstes Jahr soll ja die Station erstmals bereits im März eröffnet werden. Das stellt neue Herausforderungen an die Logistik, da zum Beispiel dann die Wasserversorgung aus einer Schneeschmelzanlage und nicht aus dem nahen Bach kommen muss. Das Funktionieren der Infrastruktur im Winter ist auch für uns von besonderem Interesse, da auch wir bereits für kommenden März die nächsten Arbeiten geplant haben.
Erfolgreiche Expedition
Mit dem Abschied von der Station ist auch der Zeitpunkt für ein Resümee gekommen. Konnten wir unsere Arbeiten so wie geplant durchführen? Haben wir erreicht, was wir uns vorgenommen hatten? Sind die Möglichkeiten und Chancen für ein längerfristiges Engagement österreichischer Wissenschaftler in Zackenberg gegeben?

Ich denke, die Antworten auf all diese Fragen sind durchwegs sehr positiv zu sehen. Alle beteiligten Wissenschaftler konnten ihre geplanten Arbeiten erfolgreich durchführen. Hierzu kam uns sicherlich auch das hervorragende Wetter während unseres Aufenthaltes zugute.

Auch unser Wissen über die Logistik und die laufende Forschung in Zackenberg konnten wir wesentlich verbessern und dadurch mögliche Forschungsbeiträge von österreichischer Seite präzisieren.
Planung für künftige Polarforschung
 


Olsen Ice Cap: Nach elf Stunden Aufstieg auf den Domberg bot sich den Forschern dieser Anblick.

Aufbauend auf dieses Wissen werden wir im Herbst mit den verantwortlichen dänischen Wissenschaftlern in Kopenhagen zusammentreffen und eine längerfristige Einbindung österreichischer Arktisforschung in Nordostgrönland diskutieren.

Und damit handeln wir ganz im Sinne des Internationalen Polarjahres, das ja gerade Länder, die derzeit noch nicht bzw. nur wenig in der Polarforschung verankert sind, vermehrt in diesen internationalen Forschungsschwerpunkt einbinden will.

Bernhard und ich stiegen abschließend noch auf den nahe gelegenen Domberg, um die logistischen Möglichkeiten für zukünftige Untersuchungen am Olsen Ice Cap besser abschätzen zu können. Dieses Interesse hatten wir bereits auch mit den Dänen diskutiert.
Schwierigkeiten überwinden
Jedoch allein für die Besteigung des Domberges brauchten wir elf Stunden - und dann sahen wir das Olsen Ice Cap am Horizont in der Sonne leuchten. Die Logistik wäre also äußerst anspruchsvoll und ein Auskommen ohne Hubschrauber nicht vorstellbar.

Manches an dieser zukünftigen Forschungsidee ist also noch unklar und bedarf einer Präzisierung - ungefähr so unklar wie unser Rückflug nach Österreich. Wird die Twin Otter am Dienstag fliegen können? Übernachten wir noch in Grönland oder bereits in Island?

Aber genauso wie sich die Daten unseres Rückflugs nach Österreich klären werden, werden wir auch die einzelnen Puzzlesteine an Logistik- und Forschungsfragen zu einem sinnvollen Gesamten für ein zukünftiges Projekt zusammensetzen können. Die Möglichkeiten für eine längerfristige österreichische Forschungsperspektive hier in Grönland gewinnen immer mehr an Form und Deutlichkeit.
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Über den Autor
Wolfgang Schöner ist Klimatologe an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien, stellvertretender Leiter des Sonnblickobservatoriums und der Österreichischen Gesellschaft für Polarforschung. Forschungsschwerpunkt: "Klimaänderung im Alpenraum - Auswirkungen auf die Kryosphäre".
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->   Internationales Polarjahr 2007/2008
->   Forschungsstation Zackenberg
->   Dansk Polar Center
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Grönland-Expedition: Teil 5
->   Grönland-Expedition: Teil 4
->   Grönland-Expedition: Teil 3
->   Grönland-Expedition: Teil 2
->   Österreich-Beitrag zum Polarjahr startet, Teil 1
 
 
 
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01.01.2010