News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Forscher entdecken älteste Diamanten der Welt  
  Ein deutsch-australisches Forscherteam hat in Westaustralien die bislang ältesten Diamanten der Welt entdeckt. Sie sind mit 4,25 Milliarden Jahren fast so alt, wie die Erde selbst. Die bisher ältesten Diamanten waren auf ein Alter von rund 3,3 Milliarden Jahren datiert worden. Der "Zufallsfund" in den westaustralischen Jack Hills könnte zu neuen Erkenntnissen über die frühe Geschichte der Erde führen.  
"Möglicherweise hat die Abkühlung der Erde und damit die Entstehung einer festen Kruste viel früher begonnen, als bislang gedacht", erklärt Thorsten Geisler vom Institut für Mineralogie der Universität Münster. Damit könnten sich auch die Kontinente und das erste Leben auf der einst unwirtlichen Erde schon früher als bislang vermutet entwickelt haben.
...
Die Studie "Hadean diamonds in zircon from Jack Hills, Western Australia" von Martina Menneken und Kollegen ist am 23. August 2007 in "Nature" erschienen (Band 448, S. 917-919, doi:10.1038/nature06083).
->   Zum Abstract
...
Umstrittene Felsbildung
Als die Erde entstand und immer wieder mit anderen Himmelskörpern kollidierte, hatte die Erdoberfläche eine geschätzte Temperatur von 6.000 Grad Celsius. Mit der langsamen Abkühlung entstanden auch langsam Felsen - aber wie diese Felsen ausgesehen haben und wann die Felsbildung begann, ist umstritten.
...
Kaum Relikte
Dass man diesen Prozess nicht genauer bestimmen kann, liegt an den seltenen Relikten dieser frühesten Zeiten, erklärt Ian Williams von der Australian National University in Canberra in einem die Studie begleitenden Artikel in "Nature". Intensive Bombardierung durch Meteoriten sowie die Vorgänge auf der Erde selbst wie etwa die Erosion hätten dazu geführt, dass es kaum Teile der Erdoberfläche gibt, die älter als 3,7 Milliarden Jahre sind, und gar keine, die mehr als 4,03 Milliarden Jahre auf dem Buckel haben.
...
Rückschlüsse auf Entstehung des Lebens
 
Bild: Martina Menneken

"Wir haben mit den Diamanten die ältesten Kohlenstoffrelikte in der Hand", zeigt sich Thorsten Geisler von der Universität Münster entsprechend begeistert über den Fund. Auf dem Bild oben ist der nadelförmige Einschluss der Diamant.

Kohlenstoff ist ein Grundbaustein des Lebens auf unseren Planeten. Die Analyse von Kohlenstoffisotopen aus den Diamanten könnte Hinweise liefern, ob es schon Leben vor 4,2 Milliarden Jahren gab.

Konkret hatten die Mineralogen im Labor in Münster so genannte Zirkone, ein Mineral, das sehr große Zeiträume überdauern kann, aus Australien untersucht und dabei 10 bis 60 Mikrometer große Diamanteneinschlüsse gefunden. Das Alter der Zirkone kann, anders als das von Diamanten, bestimmt werden.
...
Zirkon
Zirkon ist ein besonders hartes Mineral, es verändert sich auch unter extremen äußerlichen Einflüssen wie großem Druck oder hohen Temperaturen nicht. Deshalb werden Zirkon-Körner, die sich in alten Felsen gebildet haben, unverändert in jüngere inkorporiert. Zirkon-Einlagerungen, die im Hadaikum (vor zirka 4,57 bis 3,8 Milliarden Jahren) entstanden sind, sind extrem selten. Bisher wurden nur zwei Felsen in Westaustralien entdeckt, in denen das seltene Mineral, das aufgrund seines Alters von der Entstehung der Erde erzählen kann, vermehrt vorkommt.
->   Mehr über Zirkon (Wikipedia)
...
Vorkommen von Stickstoff müsste untersucht werden
 
Bild: Martina Menneken

Wie genau die Diamanten in das Zirkon gekommen sind (auf dem Bild oben ist der eckige Einschluss der Diamant), kann noch nicht schlüssig erklärt werden, schreibt Ian Williams in seinem Begleitartikel. Dazu müsste die Isotopen-Zusammensetzung des Kohlenstoffs untersucht werden, speziell ob Stickstoff als einzelnes Atom oder paarweise bzw. als Tetraeder vorkommt. Ein vereinzeltes Vorkommen würde darauf hindeuten, dass das Material sich kurze Zeit im bereits abkühlenden Erdmantel befunden habe, paarweises bzw. Tetraeder-förmiges Vorkommen hingegen wäre ein Hinweis auf eine lange Verweildauer in heißer Umgebung.

Je nachdem könnten Rückschlüsse gezogen werden, ob die Erde vor 4,25 Milliarden Jahren noch heiß war oder der Abkühlungsprozess bereits begonnen hatte.

[science.ORF.at/APA/dpa, 22.8.07]
->   Institut für Mineralogie (Universität Münster)
->   Australian National University
Mehr über Diamanten in science.ORF.at:
->   Diamantelektroden für reines Wasser (8.3.05)
->   Diamanten als optimale Träger von Biosensoren (8.9.04)
->   Größter bekannter Diamant der Galaxie entdeckt (18.2.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010