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Außeruniversitäre Forschung: Frauenanteil sinkt  
  Der Frauenanteil in der außeruniversitären Forschung ist im Vorjahr von 21,4 auf 20 Prozent zurückgegangen. Das zeigt das bei den Alpbacher Technologiegesprächen präsentierte "Gender Booklet 2006".  
Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten in den 85 untersuchten österreichischen Forschungseinrichtungen um rund ein Prozent gesunken (von 2.932 auf 2.905 Personen). Während aber die Zahl der Frauen von 627 auf 582 Wissenschaftlerinnen absackte, gab es um 18 männliche Forscher mehr. Forschungs-Staatssekretärin Christa Kranzl (SPÖ) bezeichnete die Ergebnisse der Untersuchung als "ernüchternd".
->   Das "Gender Booklet 2006" (.pdf)
Problem: Nur Vollzeitbeschäftigung
Problem dürfte vor allem die Dominanz der Vollzeitbeschäftigung in der Wissenschaft sein. Zwar bietet die Mehrheit der Forschungseinrichtungen flexible Arbeitszeitmodelle an - die meisten Wissenschaftler nehmen diese jedoch nicht in Anspruch: Rund 78 Prozent arbeiten Vollzeit (2005: 81 Prozent).

Resümee in dem von "Forschung Austria", dem Dachverband außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, zum vierten Mal herausgegebenen "Gender Booklet": "Das Angebot an flexiblen Arbeitszeitmodellen steht im Kontrast zu den Anforderungen, die das wissenschaftliche Berufsfeld an die Beschäftigten stellt."
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Prozentsätze
Den höchsten Frauenanteil in der außeruniversitären Forschung verzeichnet die Austrian Cooperative Research (ACR), dem Dachverband der kooperativen Forschungsinstitute, mit 29,3 Prozent, gefolgt von der Christian Doppler Gesellschaft (CDG) mit 25,6 Prozent und Joanneum Research mit 23,1 Prozent. Am Ende liegen die Austrian Research Centers (17,5 Prozent), Kplus-Kompetenzzentren (17,4 Prozent), Upper Austrian research (15,1 Prozent) und K_ind/K_net-Kompetenzzentren (14,2 Prozent).
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Auch bei Jüngeren Frauenanteil gesunken
Nicht wirklich besser sieht die Situation für die Frauen bei den jüngeren Wissenschaftlern (jünger als 25 Jahre) aus: Zwar liegt in dieser Altersgruppe der Frauenanteil schon bei 32 Prozent - dieser ist allerdings gegenüber 2005 sowohl absolut (von 92 auf 87 Frauen) als auch relativ (von 34,5 auf 32 Prozent) gesunken. Und bei der nächsthöheren Altersstufe (26-35 Jahre) liegt die Frauenquote mit 20,1 Prozent bereits genau so tief wie insgesamt.

Ebenfalls bezeichnend: In der Gruppe der Spitzenverdiener (monatlich über 5.000 Euro brutto) beträgt der Frauenanteil gerade einmal fünf Prozent, auf Vorstands- bzw. Aufsichtsratsebene sechs Prozent.
Maßnahmen auf Wirksamkeit überprüfen
Für Kranzl sind diese Ergebnisse Anlass dafür, die bisher gesetzten Maßnahmen zur Frauenförderung auf ihre Wirkung zu prüfen und Handlungen zu setzen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. Die Staatssekretärin will zudem bei den anstehenden Veränderungen in Aufsichtsräten in ihrem Bereich darauf achten, dass Frauen zum Zug kommen.
Auch Führungspositionen teilen
Der Präsident von "Forschung Austria", Erich Gornik, will den sinkenden Frauenanteil nicht überbewerten, er sei vor allem auf die Schließung eines Tiroler Instituts mit hohem Frauenanteil zurückzuführen.

Durch die Anstrengungen der vergangenen Jahre habe man ein Plateau erreicht, "jetzt müssen wir grundlegend und strukturell etwas ändern, sonst kommen wir nicht weiter", so Gornik. So müsste man etwa Wege finden, dass Frauen, die ein Kind bekommen, auch halbtags weiter arbeiten können. Auch Führungspositionen könnten geteilt werden.
Männer: Vereinbarkeitsfrage richtet sich nur an Frauen
Eine im "Gender Booklet" veröffentlichte Zusatzstudie zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zeigte für die außeruniversitären Forschungseinrichtungen einen Frauenanteil an den Beschäftigten mit Kindern, der mit 17 Prozent sogar noch unterhalb der Gesamt-Frauenquote liegt.

Fast noch mehr als die Ergebnisse zeigen die Reaktionen einer Fragebogen-Aktion zum Thema Vereinbarkeit das Grundproblem: Zum Teil wurde rückgefragt, ob der Fragebogen denn wirklich auch von Männern ausgefüllt werden sollte, "da sie ja nur am Rande mit dem Thema befasst" seien. Bezeichnende Antwort zu möglichen Problemen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung: "Keine, da dies fast ausschließlich meine Gattin übernimmt, wofür ich auch überaus dankbar bin."

[science.ORF.at/APA, 23.8.07]
->   Alpbacher Technologiegespräche
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01.01.2010