News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Neues Gen mögliche Ursache für Unfruchtbarkeit  
  Eine Innsbrucker Forscherin hat gemeinsam mit US-amerikanischen Kollegen eine mögliche Ursache für Unfruchtbarkeit entdeckt: Es handelt sich dabei um einen Erbfaktor mit dem Namen "CHD1".  
Die Ergebnisse wurden zunächst an Fruchtfliegen gewonnen, könnten aber auch für den Menschen relevant sein, berichtet Alexandra Lusser vom Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck.
...
"CHD1 Motor Protein Is Required for Deposition of Histone Variant H3.3 into Chromatin in Vivo" von Alexander Y. Konev et al. ist in "Science" erschienen (Bd. 317, S. 1087; 10.1126/science.1145339).
->   Abstract
...
Gut verpacktes Erbgut
Bereits vor zwei Jahren fand Lusser heraus, dass "CHD1" als bei der Verpackung der Erbsubstanz (DNA) eine Rolle spielt. Aufgerollt wäre die DNA nämlich mehrere Meter lang. Um sie in einem winzigen Zellkern unterbringen zu können, wird das Riesenmolekül um sogenannte Histone gleichsam wie auf Spulen aufgerollt und dadurch verpackt.

Damit die DNA-Information abgelesen werden kann, muss der betreffende Abschnitt wieder entpackt werden. Daher dient die ganze Prozedur nicht nur der Platzersparnis, sondern der Steuerung der Genaktivität. Fehler bei der Genregulation werden unter anderem als Ursache für die Entstehung von Krebs angenommen.
Gen-Knock-out klärt Funktion
Um identifizieren zu können, was "CHD1" genau macht, haben die Forscher Exemplare der Fruchtfliege gezüchtet, bei denen das Motorprotein "CHD1" nicht vorhanden ist. Experten sprechen dabei von sogenannte Knock-out-Fliegen.

In der folgenden Generation legten die entsprechenden Drosophila-Weibchen zwar befruchtete Eier, es entstanden daraus jedoch keine lebens- und entwicklungsfähigen Embryos, weil keine geordnete Ver- und in der Folge Entpackung des männlichen Erbmaterials mehr möglich war. Trotz Befruchtung konnten männliches und weibliches Erbgut nicht verschmelzen.
Ziel: Unfruchtbarkeitstest
"Diese Entdeckung ist deshalb sehr bemerkenswert, weil es sich dabei um einen sehr grundsätzlichen Prozess bei der Entstehung von neuem Leben handelt. Sie ist für alle höher entwickelten Lebewesen - inklusive den Menschen - von Bedeutung", so Lusser. Derzeit planen die Forscher, ihre Erkenntnisse auch an Mäusen zu testen.

Letztendlich erwartet man sich durch die Forschungen auch Fortschritte für die Medizin, da Prozesse um die Genregulation eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Erbkrankheiten und Krebs spielen. Das langfristiges Ziel der Untersuchungen: "Die Entwicklung eines prognostischen Markers, der bei der Behandlung von unerfülltem Kinderwunsch eine Rolle spielen könnte."

[science.ORF.at/APA, 23.8.07]
->   Alexandra Lusser - Medizinische Universität Innsbruck
->   Mehr zu diesem Thema im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010