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US-Forscher: Politik mischt sich in Klimadebatte ein  
  Die starke Politisierung der Klimadebatte ist für James E. Hansen, Direktor des NASA Goddard Institute for Space Studies in New York, ein schwerwigendes Problem bei der Aufklärung der Öffentlichkeit.  
"Wenn wir nur die Lücke zwischen dem wissenschaftlichen Verständnis und dem Wissen der breiten Öffentlichkeit schließen könnten, ist das Problem zu lösen", so der Klimaforscher am Rande der Alpbacher Technologiegespräche im Gespräch mit der APA.
Fallbeispiel: Rechenfehler der NASA
Die Öffentlichkeit über den Klimawandel zu informieren, werde für Forscher immer schwieriger, wenn Politiker oder auch Interessenvertreter wie etwa die Öl-Industrie oder Automobilhersteller involviert würden.

Wurde die NASA jüngst dafür kritisiert, alarmierende US-Klimadaten der vergangenen 120 Jahre aufgrund eines mathematischen Fehlers korrigiert zu haben, so sieht Hansen darin ein gutes Beispiel für die Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Wissenschaftlern und Öffentlichkeit.

Aus wissenschaftlicher Sicht sei der Rechenfehler kein großer gewesen. Die NASA-Korrekturen seien aber durch Politisierung übertrieben worden. "Werden die wissenschaftlichen Ergebnisse von Politikern und Kontrahenten aufgegriffen, können sie sehr verfälscht werden", so Hansen.
Druck und Zensur seitens der Politik
Hansen selbst hat im vergangenen Jahr - ausgehend von einer Verwarnung aus der NASA-Öffentlichkeitsabteilung - politischen Druck bezüglich seiner Aussagen zum Klimawandel zu spüren bekommen, die Vorwürfe reichten bis zu "Zensur". Durch "ein starkes Statement" eines NASA-Vertreters habe sich die Situation für ihn aber verbessert, berichtete Hansen.

Wissenschaftler sollten frei sein, zur Öffentlichkeit zu sprechen. In der Realität gebe es aber Restriktionen, die Wissenschaftlern im Gespräch mit Medien und der Öffentlichkeit auferlegt werden: "Sie sind nach wie vor sehr stark", so Hansen.

Große Organisationen wie etwa NOOA (National Oceanic & Athmospheric Administration) oder die National Institutes of Health (NIH) hätten Einrichtungen für Öffentlichkeitsarbeit, in denen politische Angestellte arbeiten würden. Sie betrachteten es als einen Teil ihres Jobs, die aus ihrer Organisation ausgehenden News zu beeinflussen. Das ist für Hansen "sehr unglücklich".
Kritik an Plänen für neue Kohlekraftwerke
Eine große Lücke "zwischen dem wissenschaftlichen Verständnis und dem öffentlichen Wissen über den Klimawandel" ortet Hasen etwa in Bezug auf den hohen Kohlendioxidausstoß von Kohlekraftwerken. Es gelte, hier sowohl die Politik sowie die Öffentlichkeit aufzuklären.

Es gebe nicht nur in den USA, China und Indien, sondern auch etwa in Deutschland und anderen Ländern Pläne, neue Kohlekraftwerke zu bauen. "Diese müssen in den nächsten Jahren niedergewalzt werden", wolle man gegen den Klimawandel etwas unternehmen. Es hat für Hansen also keinen Sinn, "sie zu bauen, wenn man nicht das von ihnen ausgestoßene Kohlendioxid auffängt."
Klimawandel: Menschlicher Einfluss unbestritten
Dass der Mensch den Klimawandel mitverursacht, diese "Geschichte ist sehr klar geworden". Man sehe den menschlichen Einfluss auf die Zusammensetzung der Atmosphäre, so Hansen: "Wir haben Aufzeichnungen über die atmosphärische Zusammensetzung aus Hunderten und Tausenden von Jahren."

Man wisse daher, wie der Gehalt der Treibhausgase wie etwa Kohlendioxid und Methan ursprünglich einmal war. Ihre beobachtete Steigerung sei auch ein Ergebnis von menschlichen Aktivitäten, vor allem durch das Verbrennen von fossilen Energien. "Diese Verbindung ist kristallklar, es gibt keinen Zweifel darüber."

[science.ORF.at/APA, 23.8.07]
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01.01.2010