News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Spitzenforschung: Von Singapur lernen  
  Der 4,5-Millionen-Einwohner-Stadtstaat Singapur gilt als Primus in der Klasse aufstrebender Forschungsstandorte. Dass diese Einschätzung nicht zu Unrecht besteht, zeigt etwa das Forschungszentrum Biopolis.  
Lebensqualität als Forschermagnet?
Der ehemalige Chef der staatlichen Agency for Science, Technology and Research (A*Star), Philip Yeo, ließ beim gegenwärtigen Forum Alpbach mit folgendem Statement aufhorchen: Er meinte, Österreich habe es sogar wesentlich leichter als Singapur, internationale Forscher anzuziehen und zum Top-Forschungs-Standort zu werden.

Der Grund: In sämtlichen Studien zur Lebensqualität rangiere etwa Wien im absoluten Spitzenfeld, während Singapur - immerhin als bester asiatischer Vertreter - nur auf Plätzen um die 30 aufscheine, so Yeo. Dies sei einer der wesentlichen Faktoren, um internationale Top-Forscher anzuziehen.
Singapurs Stärken: Moderne Forschungszentren ...
Doch Singapur kann diesem Manko einiges entgegensetzen: etwa die Schaffung einer dynamischen Forschungsumgebung mit hochmodernen Einrichtungen und privaten bzw. öffentlich finanzierten Labors.

In einer ersten Phase hat man dabei vor allem auf den Wachstumsmarkt Biomedizin gesetzt und dafür ein entsprechendes Zentrum, Biopolis, geschaffen. Im kommenden Jahr soll darüber hinaus ein Zentrum für Natur- und Ingenieurswissenschaften (Fusionopolis) eröffnet werden.
... gesicherte Finanzierung
Dazu kommt noch ein weiterer Vorteil: Wissenschaftler erhalten eine beständige Finanzierung, "damit sie sich auf gute Wissenschaft konzentrieren können anstatt auf das Schreiben von Förderungsansuchen", so Yeo.

Weiter wichtig: Eine kosmopolitische englischsprachige Gemeinschaft, die sämtliche ethnische Gruppen aufnimmt, gute internationale Schulen für die Kinder der Forscher sowie ein vorteilhaftes Steuersystem.

Die vom Institute of Science and Technology (I.S.T. Austria) gewählte Vorgehensweise, zunächst Forscher zu suchen und erst anhand dieser die Forschungsgebiete festzulegen, hält Yeo für grundsätzlich gut. Man dürfe nur bei der Suche nach den besten Pferden nicht vergessen, diese auch tatsächlich einzufangen.
Zwei Forschertypen: "Wale" und "Guppies"
Willkommen seien in Singapur Forscher aus allen Staaten, betonte Yeo - auch aus Österreich. Die Wissenschaftler teilt er liebevoll in "Wale" und "Guppies" ein: Wale als wissenschaftliche Schwergewichte, die typischerweise in Gruppen unterwegs seien, sowie Guppies als neugierige und abenteuerlustige Nachwuchskräfte, deren Traum es ist, eines Tages auch ein Wal zu werden.

Wale werden und wurden von A*Star in der ganzen Welt rekrutiert - Yeo engagierte etwa Top-Kräfte wie etwa Alan Colman, bekannt als einer der "Väter" des Klonschafs Dolly - , Guppies werden via Stipendien an Unis wie Cambridge, das Karolinska Institut oder das Imperial College in London geschickt und kehren als PhD nach Singapur zurück.

Biopolis und Fusionopolis verfügen über rund 3.200 Angestellte, von denen allein ca. 2.000 Wissenschaftler und Ingenieure sind - 1.200 verfügen mindestens über einen PhD, ein Drittel davon kommt aus Singapur.
Gute Noten laut Innovationsanzeiger
Singapur liegt in diversen Forschungsrankings wie dem Globalen Innovationsanzeiger der EU im Spitzenfeld und übertrifft zum Teil Staaten wie Israel und die USA. Bei internationalen Bildungsstudien wie TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) landen die Schüler des Stadtstaats regelmäßig auf Top-Plätzen (an PISA nahm das Land nicht teil).

[science.ORF.at/APA, 24.8.07]
->   Agency for Science, Technology and Research
->   Biopolis - A*Star
->   Biopolis - Wikipedia
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010