News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Psychische Erkrankungen weltweit vernachlässigt  
  Depression, Sucht und Angststörungen sind weltweit gefährlicher als Krebs, Schlaganfall und Herzerkrankungen. 800.000 Menschen begehen jährlich wegen psychischer Erkrankungen Selbstmord.  
Britische Forscher warnen in der Fachzeitschrift "The Lancet" vor einer Vernachlässigung dieser Krankheiten. Besonders in Entwicklungsländern erfahren Betroffene kaum eine adäquate Betreuung. Experten verlangen neue Strategien und mehr finanzielle Unterstützung in der psychiatrischen Gesundheitsversorgung.
...
"The Lancet" widmete am 3. September 2007 eine Ausgabe dem Thema "Globale psychische Gesundheit". Ein Web-Fokus fasst die Serie zusammen.
->   Web-Fokus "The Lancet"
...
800.000 Selbstmorde jährlich
Mehr als 14 Prozent der weltweiten Erkrankungen sind neuropsychiatrischer Natur wie Depressionen, Psychosen, Zwang-, Angst- und Suchterkrankungen. Vier von fünf Personen, die an psychischen Erkrankungen leiden, leben in ärmeren Ländern, schreibt "The Lancet".

Neunzig Prozent der Erkrankten erfahren keine adäquate Betreuung. Dies führt neben sozialer Isolation und Obdachlosigkeit oftmals zu Selbstmord.

800.000 Menschen wählen jedes Jahr den Freitod. Der soziale Druck ist besonders in ärmeren Ländern sehr groß. Ein Grund hierfür ist das Stigma, das psychischen Erkrankungen anhaftet, so die Weltgesundheitsbehörde (WHO). In Entwicklungsländern werden psychische Erkrankungen oftmals mit Besessenheit von Dämonen assoziiert.
Medizinische Grundversorgung fehlt
Der WHO-Experte Shekar Saxena bedauert, dass die Regierungen kaum Geld in den psychiatrischen Gesundheitsbereich fließen lassen, obwohl eine günstige Grundversorgung einfach zu bewerkstelligen sei.

Der Psychiater Martin Prince vom King's College in London betont in seiner Lancet-Studie "No health without mental health" die Wichtigkeit dieser Erstversorgung, da es einen Zusammenhang zwischen mentaler und physischer Gesundheit gibt. Psychisch Erkrankte sind oft anfälliger für somatische Krankheiten und erfahren seltener soziale Unterstützung und medizinische Betreuung.

Dass auch die Angehörigen leiden, beweist eine Studie aus Indien. Kinder von depressiven Müttern leiden ihr zu Folge häufiger an Unterernährung als Kinder von gesunden Müttern.

[science.ORF.at, 4.9.07]
->   Martin Prince, King's College London
->   King's College London
->   WHO Mental Health
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   EU: Krebs und Herz-Kreislauf häufigste Todesursache (19.7.06)
->   EU-Studie: Psychische Störungen weit verbreitet (7.12.05)
->   Die größten Gesundheitsprobleme der Welt (18.10.03)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010