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Studie: Zu viele US-Kinder mit psychischer Störung?  
  Die Zahl der diagnostizierten Fälle von manisch-depressiven Störungen bei amerikanischen Kindern ist einer US-Studie zufolge von 1994 bis 2003 um das 40fache angestiegen.  
Das auch als bipolare affektive Störung bekannte Leiden zeichnet sich durch extreme Stimmungsschwankungen aus. Fast alle jungen Patienten werden laut der Erhebung mit Psychopharmaka behandelt, die für Erwachsene entwickelt wurden und bei Kindern nur geringe nachweisbare Wirkung haben. Zu den Nebenwirkungen dieser Medikamente gehört schnelle Gewichtszunahme.
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Die Studie "National Trends in the Outpatient Diagnosis and Treatment of Bipolar Disorder in Youth" von Mark Olfson vom Psychiatrischen Institut der Columbia Universität und Kollegen ist im Fachjournal "The Archives of General Psychiatry" erschienen (Band 64, Nr. 9, S. 1032-1039).
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Anstieg von 20.000 auf 800.000
Die Forscher werteten Dateien der Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) über Arztbesuche in den USA aus. Das Team fand einen Anstieg der bipolaren Diagnose bei Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren von 20.000 auf 800.000 in dem Zeitraum von zehn Jahren.
Symptome werden gleich Erkrankung zugeordnet
Zwei Drittel der jungen Patienten sind Buben. "Diese Kinder sind ärgerlich, wütend und voller Emotionen, die schädlich für sie sind", zitierte die "New York Times" den Direktor des Programms für pädiatrische Stimmungsstörungen an der Universität von Chicago, Mani Pavuluri.

Er kommt zu der umstrittenen Schlussfolgerung: "Es ist gut, dass wir diese Symptome jetzt endlich als eine einzelne Krankheit klassifizieren können."
Schädliche Wirkung von Werbung
Dagegen warnte die Professorin für Psychiatrie und Pädiatrie vom Medizinischen Institut der Stony Brook Universität (US-Bundesstaat New York), Gabrielle Carlson: "Wir werden überschwemmt mit Zeug von Pharmafirmen, wie Artikeln und Werbung, die uns weismachen wollen, dass wir bipolare Störungen übersehen".

Zur gleichen Zeit würde den Eltern schwieriger Kinder auf entsprechenden Webseiten im Internet eingebläut, was mit ihren Kindern verkehrt sei. Natürlich griffen diese dann nach dem Strohhalm und freuten sich: "Gott sei Dank habe ich den Grund gefunden...".

[science.ORF.at/APA/dpa, 5.9.07]
->   Mark Olfson (Columbia University)
->   Gabrielle Carlson (Stony Brook University)
 
 
 
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01.01.2010