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Bienensterben: Forscher entdeckten Virus  
  Seit Monaten versetzt das Massensterben der Bienen US-amerikanische Imker in Angst und Schrecken. Forscher haben nun das Virus entdeckt, das dazu führt, dass die Insekten nicht mehr in ihren Bau finden.  
Laut einer Studie ist eine Variante des "Israeli Acute Paralysis Virus" für das Leiden der Tiere verantwortlich. Nun muss die Frage der Gegenmaßnahmen bzw. natürlichen Resistenzen geklärt werden.
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Die Studie "A Metagenomic Survey of Microbes in Honey Bee Colony Collapse Disorder" von Ian Lipkin von der Mailman School of Public Health in New York ist am 7. September 2007 in "Science Express" erschienen (DOI:10.1126/science.1146498).
->   Abstract
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Epidemiologen mit Bienen befasst
Bild: ARS/USDA Peggy Greb
An sich befassen sich die Epidemiologen an der angesehenen Mailman School of Public Health in New York mit öffentlicher Gesundheit. Sie gelten als führend in der Entwicklung neuer Methoden zur Identifizierung menschlicher Krankheitserreger. Nun wendeten sie ihr Geschick erstmals auf Insekten an.

Der so genannten Colony Collapse Disorder (CCD) sind bisher geschätzte 50 bis 90 Prozent der Honigbienen zum Opfer gefallen. An Spekulationen darüber, wie es kommt, dass so viele Bienen mitten im Flug tot zu Boden fallen, fehlt es nicht. Diese reichten vom Klimawandel bis zur Strahlung, die von Handys ausgeht.
IAPV verursacht Massensterben
 
Bild: ARS/USDA Scott Bauer

Die Forscher kamen zu dem Schluss: Eine Variante des "Israeli Acute Paralysis Virus", kurz IAPV genannt, dürfte das Massensterben der Bienen verursachen. Dieses akute-Paralyse-Virus wurde 2004 in Israel entdeckt, sagt Ian Lipkin, der Leiter des New Yorker Teams, im Gespräch mit Radio Österreich 1:

"Das ursprünglich in Israel beschriebene Virus tötete Bienen sehr rasch. Unser Erreger dürfte zahmer sein, denn statt sofort zu töten, leiden die Bienen an einer Störung, wodurch sie den Weg nach Hause nicht mehr finden."
Paralyse-Virus auch in Europa?
Die Forscher testeten nicht nur Bienen aus den USA, sondern auch Importe aus Australien sowie Gelee Royal aus China. Sie fanden überall viruspositive Proben. Daher, so Ian Lipkin, liege der Schluss nahe, dass sich das akute Paralyse-Virus auch in Europa finde.
Resistenz auf den Grund gehen
Rasche Abhilfe für die Colony Collapse Disorder könnte, so Ian Lipkin, von israelischen Bienen kommen, die das Virus überlebt haben: "Jede Biene, die ein Stückchen des Virus-Genoms in sich trägt, könnte dagegen immun sein. Das gute daran ist: Solche Bienen wurden bereits identifiziert. Man kann sie züchten und verteilen. Das wäre eine schnelle Methode, mit der Colony Collapse Disorder zurecht zu kommen."
Zusätzliche Faktoren sind wahrscheinlich
Wegen der hohen Virulenz der Krankheit in den USA liegt der Schluss nahe, dass zusätzliche Faktoren mitspielen. Von der Varroamilbe weiß man etwa, dass sie das Immunsystem der Bienen schwächt. Auch Pestizide könnten Stressfaktoren darstellen. Diese Hypothesen werden in den nächsten vier Monaten getestet werden.

Madeleine Amberger, Ö1 Wissenschaft, 7.9.07
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Der Beitrag über das Bienensterben von Madeleine Amberger ist am 7. September 2007 um 13.55 Uhr in "Wissen Aktuell" auf Radio Österreich 1 zu hören.
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->   Mailman School of Public Health
->   Website von Ian Lipkin
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01.01.2010