News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Genetische Schäden: Polkörperanalyse reicht aus  
  Um die Fehlgeburtenrate nach künstlicher Befruchtung zu senken, ist es nicht immer nötig, dem Embryo Zellen zu entnehmen. Meist reicht die risikolose Untersuchung der Polkörper auf genetische Schäden.  
Die Polkörper sind jenes Erbmaterial, das von der Eizelle sozusagen abgestoßen wird, damit sie nach der Verschmelzung mit der Samenzelle keinen doppelten Chromosomensatz in die Verbindung mitbringt.
Untersuchung der Polkörper reicht aus
Dass die Untersuchung dieser mütterlichen Polkörper ausreicht, um festzustellen, ob ein aus einer künstlichen Befruchtung hervorgegangener Embryo "schwangerschaftskompatibel" ist - zu diesem Schluss kam jetzt eine Expertenrunde auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie.

Die Untersuchung der Polkörper hat den Nachteil, dass nur das mütterliche und nicht auch das väterliche Erbgut angeschaut werden kann. Aufgrund neuester Studien stellte sich die Frage, ob man das Risiko, den Embryo durch die Zellentnahme zu verletzen, eingehen soll.
Analyse auch ethisch unumstritten
Meist reicht die Analyse der Polkörper aus, so der Humangenetiker Markus Hengstschläger. In 90 Prozent der Fälle kämen genetische Veränderungen, die mit einer Schwangerschaft nicht vereinbar sind, aus der Eizelle.

Die Polkörperuntersuchung ist auch ethisch unumstritten, meint Markus Hengstschläger, da es sich hier nicht um die Analyse eines humanen Embryonen handelt, sondern um "Material", das von der Eizelle eben abgestoßen und innerhalb von zwei bis drei Tagen sozusagen "abgebaut" werde.
Erfolgsrate für künstliche Befruchtung
Wenn es also darum geht, die Erfolgsrate bei einer künstlichen Befruchtung zu erhöhen, ist der Polkörperuntersuchung der Vorzug zu geben.

Diese Empfehlung sei nach Markus Hengstschläger nicht zuletzt deshalb zu begrüßen, weil es in der letzten Zeit bei der Embryobiopsie zur Gepflogenheit wurde, nicht nur eine Zelle aus dem achtzelligen Embryo zu entnehmen, sondern zwei, um auch den Test zweimal machen und das Ergebnis absichern zu können.
Embryobiopsie kann gefährlich sein
Für den Embryo steigt das Risiko, durch den Eingriff Schaden zu erleiden, wenn nicht eine, sondern zwei Zellen entnommen werden. Wenn man der etwa zehn Prozent höheren Aussagekraft der Embryobiopsie bei höherem Risiko für den Embryo die etwas geringere Zuverlässigkeit der risikolosen Polkörperuntersuchung gegenüberstellt, ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft der Polkörperuntersuchung der Vorzug zu geben, meint Humangenetiker Hengstschläger.

Bei bestimmten Indikationen bleibt allerdings auch heute nur die Biopsie des Embryos, wenn es etwa bei entsprechenden Indizien oder Verdachtsmomenten um das Aufspüren von Erbkrankheiten aus der väterlichen Linie geht.

Eveline Schütz, Ö1 Wissenschaft, 10.9.07
->   Abteilung für Frauenheilkunde (Medizinische Universität Wien)
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Erste Schwangerschaft nach Polkörper-Diagnose (30.9.06)
->   Gendiagnostik durch Polkörperuntersuchung (1.7.05)
->   Pränataldiagnostik: Erstes deutsches Baby geboren (29.9.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010