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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Zukunftsforscher Meadows: Wir müssen jetzt handeln  
  Vor 35 Jahren hat der Club of Rome mit seinen Szenarien zu Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, zu Hunger, Umweltverschmutzung und Rohstoffknappheit schockiert. Dennis Meadows, der Hauptautor des damals veröffentlichten Buches "Grenzen des Wachstums", ist derzeit in Wien. science.ORF.at hat mit dem US-Professor und Mahner über Klimawandel, erneuerbare Energien und Zeitnot gesprochen.  
"Wir leben über unsere Verhältnisse. Die Grenzen sind überschritten" sagt jener Wirtschaftswissenschaftler, der eben diese "Grenzen" vor 35 Jahren beschrieben hat. Die Zeit drängt, warnte Dennis Meadows im Ö1 Mittagsjournal: "The situation is urgent!"
Ölmangel und Klimawandel kaum zu stoppen
Seinerzeitige Vorhersagen wie Klimawandel und Erdölknappheit seien nun nicht mehr abzuwenden, meint Dennis Meadows zu science.ORF.at, auch wenn die Industriestaaten vergangene Woche bei der UNO-Tagung in Wien versprochen hätten, den Ausstoß von klimaschädigenden Treibhausgasen um 25 bis 40 Prozent zu senken.

Das Klima werde sich noch mindestens 100 Jahre lang ändern, die Temperaturen, Niederschlagsmengen etc.
Konflikte um Energie
Auch die Energiekrise sei schon da - man denke an den Irakkrieg, an Darfur, an Israel, das alles seien Konflikte auch um Energie. Die Krise sei da und spätestens in 18 Monaten würden das alle erkennen: "Die Energiekrise ist da und es wird schlimmer", sagte Meadows im ORF Radio.
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Dennis Meadows in Wien
Der Ökonom, Autor und emeritierter Professor für Systempolitik der University of New Hampshire ist in diesen Tagen zu Gast in Wien bei diversen Anlässen wie z.B. einer Tagung der Polnischen Akademie der Wissenschaften oder bei einem Hintergrundgespräch des Holz-Pellets-Verbandes. Die Tagung "The Future of Europe. Sustainable Development an Economic Growth?" der Polnischen Akademie der Wissenschaften findet am 12. und 13. September statt.
->   Tagung "The Future of Europe" in Wien
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Erneuerbare Energie noch zu teuer
Für Alternativen zu Erdöl - wie etwa Wind, Wasser, Sonne - sei der Hemmschuh eindeutig der Preis: Derzeit seien erneuerbare Energien zu teuer - und werden es bleiben, wenn niemand investiert; dann erst würden sie mit der Zeit leistbar und sich schließlich sogar lohnen.

Das hätte die Photovoltaik in den USA gezeigt - in den 1970er Jahren sei die Forschung gesponsert worden und mittlerweile könne die Technologie bei einigen Anwendungen schon mithalten.
Biokraft im Heiz/Auto-Tank? Zwiespältige Biomasse
Österreich sei in der glücklichen Lage, genügend erneuerbare Energien zu haben - nämlich Wasser und Wald. Wobei z.B. das Modell der Holz-Pellets-Heizungen derart nur in Österreich und wenigen europäischen Staaten nachhaltig sei, meint Dennis Meadows, weltweit betrachtet nicht.

Und auch zu Biomasse im Auto-Tank äußert er sich vorsichtig: Lebensmittel in Treibstoff zu wandeln, das werde bald passé sein, so Meadows.
Tortilla-Konflikt
Zum Beispiel habe sich Mais für Biosprit in Staaten wie Mexiko zum Problem für die Lebensmittelversorgung vergoren. Und etwa Zuckerrohr für Biosprit funktioniere derzeit nur in Brasilien, lauge aber die Böden aus und werde sich unter Umständen in wenigen Jahrzehnten als nicht nachhaltig erweisen, so Dennis Meadows im Hintergrundgespräch mit science.ORF.at.

Mais, Zuckerrohr oder Getreide für Flüssigtreibstoff koste laut Studien zu viel Energie und sei somit keine tatsächliche Lösung für das weltweite Energieproblem.

Wenn Biosprit, dann aus Zellulose wie Stroh oder Holz, meint der US-amerikanische Vordenker; und nicht durch Fermentierung, sondern durch Enzyme. Das sei effizienter und nehme den ärmeren Mensch nicht das Brot vom Tisch, so Meadows.
Die Zeit drängt
Seit 35 Jahren gilt Dennis Meadows als Mahner in Sachen Ressourcen-Raubbau. Sein Problem: er will zum Handeln, nicht nur zum Umdenken anregen; zu einem Zeitpunkt, wo die Notwendigkeit noch nicht offensichtlich ist: "Wir müssen jetzt handeln - das gilt für die Energieversorgung wie für das Klima."

"Macht Euch keine Sorgen, macht Euch große Sorgen" - so würde er es selbst nicht formulieren, aber es sei in seinem Sinne, meinte Dennis Meadows.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 11.9.07
->   Mehr zur Person Dennis Meadows (Wikipedia)
->   Club of Rome
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Zukunftsforscher Meadows bilanziert (5.5.06)
 
 
 
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01.01.2010