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Österreich: Zwei Drittel für traditionelle Arbeitsteilung  
  Die Österreicher mögen es traditionell. 67 Prozent der Bevölkerung meinen, dass Frauen idealerweise zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern sollen. EU-weit stimmen einer klassischen Arbeitsteilung nur 46 Prozent der Befragten zu.  
Das traditionelle Rollenverständnis ist besonders in ost- und südeuropäischen Ländern ausgeprägt. Auch in den deutschsprachigen Ländern wird die Berufstätigkeit von Müttern wenig befürwortet, ergibt eine deutsche Studie.
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Der Artikel "Berufstätigkeit von Müttern bleibt kontrovers" von Jörg Dittmann und Angelika Scheuer ist im Juli 2007 in der Publikation "Informationsdienst Soziale Indikatoren" (Heft 38, S. 1-5) erschienen.
->   Artikel (pdf-Datei)
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Frauen zurück an den Herd?
 
Bild: ISI

Während die Benelux-Staaten und Skandinavien Mütter im Berufsleben befürworten, stellen sich die Österreicher quer: Trotz einer relativ hohen Erwerbsquote von Müttern in Österreich, sind zwei Drittel der Bevölkerung für das klassische männliche Ernährermodell im Fall von Kindern im Vorschulalter. Nur 18 Prozent der Dänen stimmen im Vergleich diesem Modell zu.
Unvereinbarkeit mit Vollzeitarbeit
Die Konsequenzen der Erwerbstätigkeit der Frau für die Familie werden in ganz Europa mit Argusaugen betrachtet. Obwohl mehr als die Hälfte der Europäer eine Berufstätigkeit von Müttern befürwortet, glauben 60 Prozent, dass die Familie und speziell Kleinkinder darunter leiden, wenn die Frau Vollzeit arbeiten geht.
EU Länder Alt und Neu
Große Diskrepanzen in Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zeigen sich zwischen den EU-Ländern: Die "alten" EU-Länder stimmen einem traditionellen Rollenverständnis nur zu 46 Prozent zu, während die neuen Mitgliedsstaaten wie Tschechien, Estland oder Polen zu 67 Prozent diese Meinung vertreten.

Als "modern" gelten Einstellungen, die eine Erwerbstätigkeit der Frau positiv bewerten und Familie und Berufstätigkeit für vereinbar halten. Das "traditionelle" Rollenverständnis befürwortet das klassische männliche Ernährermodell.
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Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland
53 Prozent der Westdeutschen sind der Meinung, dass eine Mutter ihren Platz zuhause haben sollte, während nur 20 Prozent der Ostdeutschen diese "Frau zurück zum Herd"-Ideologie befürworten. Ein rascher Einstellungswandel ist im Westen Deutschlands nicht zu erwarten: Auch die 18- bis 30-Jährigen äußerten sich kritisch zur Berufstätigkeit von Müttern kleiner Kinder. Mehr als 60 Prozent glauben, das Familienleben würde leiden, wenn die Frau Vollzeit arbeitet. In Ostdeutschland ist die Vorstellung von der prinzipiellen Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Gesellschaft verankert. Damit grenzt es sich auch klar von den anderen postkommunistischen Ländern ab, die eher zur "traditionellen Arbeitsteilung" neigen.
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Realität spiegelt Aussagen wider
Trotz - oder wegen - dieser traditionellen Einstellung zu Familie bekommen österreichische Frauen im Durchschnitt weniger Kinder (1,4) als die "modernen" Skandinavier (1,8), die sich am Betreuungsbedarf und an der Erwerbstätigkeit beider Eltern orientieren.
Teilzeit statt Kindergarten
Wenn österreichische Frauen Kinder bekommen, dann geben sie häufig ihren Beruf auf oder reduzieren ihre Erwerbstätigkeit. Rund ein Drittel der weiblichen Beschäftigten arbeitet Teilzeit, während es bei den Männern nur knapp acht Prozent sind.

Das liegt auch daran, dass in Österreich zwischen 40.000 und 50.000 Kinderbetreuungsplätze fehlen. Vielleicht sind deswegen zwei Drittel der Österreicher der Meinung, dass Frauen "zurück an den Herd" gehören.

Karin Jirku, science.ORF.at, 17.9.07
->   Studie "Vereinbarkeit von Familie und Beruf im internationalen Vergleich"
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->   Schüler träumen von Kleinfamilie und Berufserfolg (4.10.06)
->   "Karrierefrauen": Kein Partner für Kinderwunsch (15.11.2005)
->   Traditionelle Geschlechterrollen im Aufwind (5.9.05)
 
 
 
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01.01.2010