News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Wie Nervenzellen "fremd" und "selbst" unterscheiden  
  Nervenzellen müssen sich vernetzen, um ihre Funktionen ausüben zu können. Doch "Kurzschlüsse" zu eigenen Fortsätzen sind dabei verboten. Mithilfe von Fruchtfliegen haben Forscher aus Wien nun herausgefunden, dass bestimmte Oberflächenbestandteile der Neuronen "fremd" von "selbst" unterscheiden.  
So genannte Dscam-Proteine, die durch die Wände der Nervenzellen reichen, variieren 38.000-fach. Durch diese Vielfalt unterscheiden sie sich derart, dass eine Vernetzung problemlos möglich ist, berichten Barry Dickson, Chef des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien, und Kollegen.
...
Die entsprechende Studie "Dscam diversity is essential for neuronal wiring and self-recognition" ist in "Nature" (Band 406, S. 223-227) am 13. September 2007 erschienen.
->   Abstract der Studie
...
Dscam-Proteine an Neuronenwand ...
"Die Fruchtfliege kann durch unterschiedliche Spaltung potenziell bis zu 38.016 Varianten des Dscam-Proteins herstellen. Die Frage ist natürlich, wozu eine Fliege diese Vielfalt benötigt", sagt Dickson.

Dscam-Proteine (Down syndrome cell adhesion molecule) gehören zur Superfamilie der Immunglobuline, was Querverbindungen zum Immunsystem schafft. Dieses markiert mit Immunglobulinen potenziell gefährliche fremde Proteine, um sie für die Bekämpfung freizugeben.
... bilden verschiedene Oberflächenmerkmale
Dscam-Proteine sind Moleküle, die durch die Wand von Neuronen reichen und einen äußeren und einen inneren Anteil besitzen. Aus den insgesamt 38.016 verschiedenen Varianten können daher 19.008 unterschiedliche Oberflächenmerkmale abgeleitet werden.

Die Hypothese lautete, dass eben über diese Charakteristika von Neuronen "fremd" und "selbst" unterschieden werden. Die Wissenschaftler konnten das eindeutig bestätigen.
Mutierte Fruchtfliegen gezüchtet
Die Forscher züchteten mutierte Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster), die auf den Neuronen nur eine einzige Variante von Dscam aufwiesen.

"Die neuronalen Verschaltungen waren bei diesen Mutanten schwerstens desorganisiert. Wir konnten zeigen, dass es für Neuronen entscheidend ist, dass benachbarte Nervenzellen eben andere Formen von Dscam aufweisen. Welche das sind, ist unerheblich", so Barry Dickson.

Nur auf diesem Weg können Neuronen eben Verschaltungen mit anderen Nervenzellen schaffen, ohne mit ihren Fortsätzen an eigenen anzudocken.
Fruchtfliegen-Konferenz in Wien
In Wien findet derzeit im Messezentrum eine vom IMP organisierte internationale Drosophila-Konferenz mit 600 Experten statt.

[science.ORF.at/ APA, 12.9.07]
->   Fruchtfliege (Wikipedia)
->   Institut für Molekulare Pathologie, Wien
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Fruchtfliegen-Konferenz ab Mittwoch in Wien (11.9.07)
->   Wiener Genforscher erstellen "Fliegenkatalog" (11.7.07)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010