News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Europäer liefen schon vor 1,7 Millionen Jahren  
  Die ältesten Spuren von Menschenvorfahren in Europa befinden sich in Georgien. Rund 1,7 Millionen Jahre alte Schädelknochen wurden bereits vor einigen Jahren gefunden. Nun haben Archäologen erstmals auch Gliedmaßen der sogenannten Dmanisi-Hominiden entdeckt. Sie zeigen, dass sie wohl bereits so ähnlich gelaufen sind wie moderne Menschen.  
Sie waren aber kleiner und hatten ein erstaunlich kleines Gehirn, bereichten David Lordkipanidze vom Georgischen Nationalmuseum in Tiflis und seine Kollegen.

Die Hominiden aus Dmanisi sind die frühesten Vertreter der Gattung Homo erectus außerhalb Afrikas.
...
Die Studie "Postcranial evidence from early Homo from Dmanisi, Georgia" ist in "Nature" (Bd. 449, S. 305; 20.9.07) erschienen.
->   Zum Abstract
...
Georgien: Wiege der Europäer
Vor etwa zwei Millionen Jahren wanderten Vertreter der Gattung Homo aus Afrika in Richtung Europa und Asien. Die besterhaltenen und frühesten Fossilbelege für diese Auswanderung stammen aus Dmanisi, einer Fundstelle mit einem geologischen Alter von etwa 1,7 Millionen Jahren, im Süden der Republik Georgien.

1999 wurde ein Schädel von der Fundstelle der Öffentlichkeit präsentiert, der seither als "ältester Europäer" gilt. Im Laufe der vergangenen Jahre wurden unter der Leitung von Lordkipanidze mehrere fossile menschliche Schädel und dazu gehörende Unterkiefer geborgen, sowie eine Vielzahl von Steinwerkzeugen.
->   "Ältester Europäer" wird erstmals der Welt vorgestellt (3sat)
Erstmals Gliedmaßen entdeckt
 
Bild: Georgisches Nationalmuseum

Teile des restlichen Skeletts, sogenannte postkraniale Knochen, hatte man bis dato aber nicht gefunden, weshalb nur wenig über den zweibeinigen Gang sowie Arme und Hände bekannt war.

Im vergangenen Jahr sind laut Mitteilung der Universität Zürich nun auch Teile des Rumpfskeletts und der Gliedmaßen von vier Dmanisi-Hominiden gefunden worden. Im Bild zu sehen ist einer der entdeckten Oberschenkelknochen.
150 Zentimeter groß
"Erstmals lässt sich aus diesem Puzzle ein Gesamtbild des Skelettes der Plio-Pleistozänen-Hominiden rekonstruieren", wird Christoph Zollikofer vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich zitiert.

Er gehörte dem internationalen Forschungsteam an, das die Funde untersuchte. Demnach waren die Dmanisi-Hominiden nur etwa 150 Zentimeter groß und damit kleiner als der afrikanische Homo erectus.
Erstaunlich kleines Gehirn
Erstaunlich klein war laut den Forschern auch das Gehirn, nämlich zwischen 600 und 800 Kubikzentimeter und damit nur etwa halb so groß wie das Gehirn des modernen Menschen.

Im Vergleich zur Körpergröße war das Gehirn so klein wie das der allerersten Vertreter der Gattung Homo aus Afrika, auf jeden Fall kleiner als das des Homo erectus in Afrika und Asien.
Eindeutige Hinweise auf zweibeinigen Gang
Bild: Georgisches Nationalmuseum
Ein glücklicher Forscher:
David Lordkipanidze mit einem Oberarmknochen
Als einen der erstaunlichsten Befunde bezeichnen die Anthropologen den Umstand, dass die Dmanisi-Hominiden im Wesentlichen bereits die gleichen Körperproportionen wie moderne Menschen hatten.

Die Beine sind bedeutend länger als die Arme, und die Oberschenkel sind länger als die Oberarme. Die Wirbelsäule zeigt ebenfalls die Form eines S, und das Fußgewölbe ist gut ausgebildet.

"Alle diese Merkmale sind ein untrügliches für den federnden zweibeinigen Gang, der es erlaubt, weite Strecken gehend, laufend oder rennend zurückzulegen", sagte Zollikofer.

[science.ORF.at/APA/AP, 19.9.07]
->   Die Fundstelle Dmanisi
->   Homo Erectus (Wikipedia)
->   Christoph Zollikofer, Universität Zürich
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at
->   Homo habilis war Zeitgenosse von Homo erectus (8.8.07)
->   Aufrechter Gang: Beginn in den Bäumen? (31.5.07)
->   Das Geheimnis des aufrechten Gangs (19.8.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010