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Stammzellen verhindern Evolution im Körper  
  Die Zellen unseres Körpers vermehren sich nicht durch einfaches Kopieren alter Zellen, sondern aus einer kleinen Anzahl von Stammzellen. Der Grund: Das verhindert gefährliche Mutationen.  
Undifferenzierte Stammzellen entwickeln sich über mehrere Phasen zu "Spezialzellen". Weshalb der menschliche Körper diesen Umweg auf sich nimmt, erklären US-Forscher mit der Evolution: Auf diese Art will die Natur verhindern, dass sich unser Körper stetig verändert.
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Die Studie "Animal cell differentiation patterns suppress somatic evolution" von John Pepper et al ist im September 2007 erschienen.
->   Preprint der Studie (pdf-Datei)
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Evolution "in Action" beobachtet
US-Wissenschaftler um John Pepper von der Universität Arizona haben den Entwicklungsschritt einer Stammzelle zu einer spezialisierten Körperzelle mithilfe eines Computermodells simuliert und die Entwicklung von Zellen innerhalb eines Gewebes untersucht.

Dabei fanden sie heraus, dass jene Zelltypen, die sich selbst erneuern, stärker für erbliche Veränderungen - wenn man so will: eine Evolution im Körper - anfällig sind. Zelltypen, die sich nicht selbst erneuern, bleiben hingegen viel eher so, wie sie sind.

Das kann man etwa an natürlichen Bakterienkolonien beobachten: Verändern sich die Umweltbedingungen, setzen sich jene Mutanten durch, die sich schneller vermehren. Die "langsameren" Bakterien sterben aus.
Abstoßen und ersetzen
Das könnte auch in menschlichen Körpern passieren. Liefe die Vervielfältigung einfach durch Zweiteilung der verschiedenen Spezialzellen ab, würden sich auch unsere Körperzellen enorm entwickeln und sukzessive genetische Veränderungen anhäufen.

Der umständliche Prozess der Vermehrung via Stammzellen kostet viel Energie und ist nicht sehr effizient. Seinen Sinn sehen die Forscher in der Sicherung des Erbguts. Denn besonders Mutanten, die ihre Spezialaufgaben nicht optimal erfüllen, vervielfältigen sich schneller als Nicht-Mutanten. So erhöht sich ihr Vorteil im Wettbewerb und sie schmarotzen von den anderen. Auf diese Weise würde unser Körper lahmgelegt werden und Krebs entstehen.
Krebs früher diagnostizieren
Die Forscher hoffen nun gewisse Krebsarten anhand dieser Ergebnisse früher zu identifizieren. Signalisieren Biomoleküle in der Körperflüssigkeit, dass sich Zellen irgendwo im Körper von ihren Spezialaufgaben verabschiedet haben, könnte man Krebs entdecken, noch bevor sichtbares Tumorwachstum eingesetzt hat.

[science.ORF.at, 26.9.07]
->   John Pepper - University of Arizona
 
 
 
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01.01.2010