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Essstörungen: Selbsthilfegruppe für Männer  
  Die Seele hungert und der Körper verhungert - geschätzte 200.000 Menschen in Österreich leiden an einer Essstörung. Nun startet die österreichweit erste Selbsthilfegruppe für Männer mit Essstörungen.  
Nicht nur Frauenthema
Hungern bis zum Kreislauf-Kollaps, Stopfen bis zum Erbrechen. Essstörungen wie Magersucht, Ess-Brecht-Sucht oder Essanfälle gelten als Erkrankung von Mädchen oder jungen Frauen.

Essstörungen bei Männern sind meist Tabu, sagt der Psychologe Bernhard Wappis vom Wiener So-What-Beratungszentrum für Menschen mit Essstörungen. Höchstens bei Skispringern, Radprofis oder männlichen Models werde darüber gesprochen - seit kurzem auch bei Formel-1-Star David Coulthard.
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David Coulthards Bekenntnisse
Formel-1-Pilot David Coulthard war in seiner Jugend an Bulimie erkrankt. "Ich habe aufgehört, fettes Essen zu mir zu nehmen, und bevor ich wusste, was passiert war, hatte ich Bulimie", schrieb der 36 Jahre alte Schotte in seiner kürzlich erschienenen Autobiografie "It is what it is". In dieser Zeit habe er bei 1,83 Metern Körpergröße nur 57 Kilogramm gewogen.
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Mythos Waschbrettbauch
Essstörungen würden oft als Schwäche ausgelegt und das passe nicht ins Bild vom "g'standenen Mann". In Österreich schätzt man 20.000 betroffene Männer, so der Psychologe im ORF Radio:
"Die meisten leiden an Binge Eating Disorder - also Essanfällen ohne nachherigem Erbrechen.

Am zweithäufigsten ist die Bulimie/ Ess-Brech-Sucht und an dritter Stelle steht die Magersucht. Doch Bulimie und Magersucht gehen bei Männern oft mit extremem Sport einher - mit einer regelrechten Sportsucht."
Wonach Männer hungern
Egal ob Hungern, Erbrechen, Völlern, Sporteln - der Psychologe auf Ö1 über die Gründe einer Ess-Störung bei Männern:

"Die Hintergründe liegen oft in der Problematik, eine eigene Identität zu entwickeln und oft auch in der sexuellen Entwicklung. Aber natürlich auch im Schönheitsideal - der männliche Waschbrettbauch als Ideal ist ungefähr gleich unrealistisch wie die Barbiepuppenfigur bei Frauen."
Erste Selbsthilfegruppe will Tabu brechen
Nun hat das So-What-Beratungszentrum in Wien die österreichweit erste Selbsthilfegruppe für Männer mit Ess-Störungen gegründet, schildert Wappis im ORF-Radio:

"Hilfe zur Selbsthilfe und Erfahrungsaustausch unter Betroffenen - und das in einer Gruppe, wo sich nur Männer befinden. Denn Männer haben oft andere Probleme in der Erkrankung als Frauen."

Bernhard Wappis hat übrigens selbst 10 Jahre Magersucht und Bulimie überstanden. Er möchte Männern Mut machen, ihre Krankheit nicht zu verdrängen, sich Menschen anzuvertrauen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wie viele Männer genau mit einer Essstörung leben, ist nicht bekannt. Man schätzt aber, dass es in Österreich rund 20.000 sind. Im Wiener Beratungszentrum So-What werden pro Jahr durchschnittlich 80 Männer beraten (ca. 9 Prozent aller Klienten sind Männer).

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 27.9.07
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Infos zur Selbsthilfegruppe
Die Selbsthilfegruppe trifft sich ab 1.10.2007 jeden ersten Montag im Monat um 19 Uhr in Wien: So-What-Beratungszentrum für Menschen mit Ess-Störungen, Gerstnerstraße 3, 1150 Wien.
->   So What
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01.01.2010