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Lebenserwartung könnte auf 100 Jahre steigen  
  Noch feiern nur wenige Menschen ihren 100. Geburtstag, doch im 22. Jahrhundert könnte dies nach Ansicht deutscher Bevölkerungswissenschaftler durchaus die Normalität sein.  
Die Lebenserwartung der Menschen in den Industriestaaten werde weiter um zwei bis drei Jahre pro Dekade steigen, prognostizierten Forscher des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung und der Universität Rostock.
"Mit 70 das Rauchen aufgeben"
Derzeit liegt die Lebenserwartung in Deutschland bei 82,1 Jahren für Frauen und 76,6 Jahren für Männer. In Österreich sind die Zahlen ähnlich - sie betragen laut Statistik Austria 82,7 bzw. 77,1 Jahre. Wie alt ein Mensch werden könne, entscheide schon die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft, sagte die Demographin Gabriele Doblhammer-Reiter.

Eine Reihe von Alterskrankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck ließen sich mitunter auf früheste Lebenseinflüsse zurückführen. Später spielten die soziale und finanzielle Lage, Bildung und Lebensstil die entscheidende Rolle. Die Gene wirkten sich vermutlich nur zu 25 Prozent auf die Lebenserwartung aus.

"Es bringt also immer noch etwas, wenn Sie mit 70 Jahren das Rauchen aufgeben", meinte die Wissenschaftlerin. Allerdings: Der bislang älteste Mensch, die Französin Jeanne Calment (1875-1997), wurde über 122 Jahre alt, obwohl sie bis zum Alter von 119 rauchte, stets viel Schokolade aß und täglich ein Glas Portwein trank.
Andere Todesursachen als früher
Das Altern in den Industriestaaten ist laut der Studie auch immer weniger mit den früher üblichen Beschwerden verbunden. Dank Antibiotika und Impfungen stürben die Menschen nur noch selten an Infektionskrankheiten. Bessere Hygiene und Ernährung wirkten sich ebenfalls positiv aus.

Todesursachen seien heute vor allem chronische Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen sich die Behandlungsmöglichkeiten aber auch ständig verbesserten. "Die Menschen bleiben immer länger gesund und werden älter", sagte Doblhammer-Reiter.
Frauen öfter krank, Männer sterben früher
Entgegen einer verbreiteten Annahme wächst nach Erkenntnissen der Rostocker Wissenschaftler mit zunehmender Lebenserwartung nicht unbedingt auch der Pflegebedarf. In den letzten zwanzig Jahren sei der Pflegebedarf nicht proportional zur Alterung der westdeutschen Bevölkerung angestiegen. "Vielmehr sank das Risiko leicht, im Alter pflegebedürftig zu werden", stellten Doblhammer-Reiter und ihre Mitarbeiterin Uta Ziegler fest.

Die Studie zeige auch, dass der Pflegebedarf der Frauen ab dem Alter von 84 Jahren zunehme, der der Männer aber abflache. "Frauen leiden öfter und länger an Krankheiten, werden im Durchschnitt aber älter als Männer." Umgekehrt stürben alte Männer eher als Frauen, wenn sie erkranken. "In den höchsten Altersgruppen bleiben daher nur die stärksten Männer übrig", so Doblhammer-Reiter.

[science.ORF.at/dpa, 1.10.07]
->   MPI für demographische Forschung
->   Universität Rostock
->   Lebenserwartung - Wikipedia
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01.01.2010