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Zentren des Optimismus im Gehirn lokalisiert  
  Optimisten malen sich ihre Zukunft rosig aus, Pessimisten ganz im Gegenteil. Dass sich dieser Unterschied in den Gehirnprozessen widerspiegelt, haben nun Neurowissenschaftler bewiesen.  
Ein Team um die Psychologin Tali Sharot von der New York University lokalisierte zwei Regionen im Gehirn, deren Aktivität mit einer optimistischen Lebenseinstellung in Verbindung steht.

Depressive Menschen, die eher pessimistisch veranlagt sind, zeigen früheren Untersuchungen zufolge Auffälligkeiten in genau diesen Hirnregionen.
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Die Studie "Neural mechanisms mediating optimism bias" ist online in "Nature" (doi:10.1038/nature06280; 25.10.07) erschienen.
->   Abstract
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Fehleinschätzung der eigenen Perspektiven
In einer Studie hat der US-Psychologe Neil Weinstein 1980 eine Reihe von Beobachtungen gemacht, auf die sich Sharot und ihr Team heute stützen: So würden Menschen ihre Zukunftsaussichten überwiegend optimistischer beurteilen als sie tatsächlich sind.

Sie überschätzen ihren Gesundheitsstatus und glauben, dass sie länger leben als sie es tatsächlich tun. Dafür wird das Risiko einer Scheidung vom Partner oder berufliches Scheitern geringer eingeschätzt als es in Wirklichkeit ist.

Die neurobiologische Basis dieses von den Forschern vorausgesetzten, strukturellen Optimismus wurde nun mithilfe bildgebender Verfahren des Gehirns untersucht.
Zukunft positiver als Vergangenheit
Sie baten dazu Versuchspersonen, sich entweder an ein emotionales Erlebnis der Vergangenheit zu erinnern oder sich ein zukünftiges Ereignis auszumalen. Dabei zeichneten die Wissenschaftler die Aktivität des Gehirns auf.

Grundsätzlich beurteilten die Probanden positive Ereignisse der Zukunft stets positiver als solche der Vergangenheit. Negative Zukunftsvorstellungen hingegen wurden eher distanziert bewertet und nicht mit den eigenen Erfahrungen in Verbindung gebracht.
Die zwei "Optimismuszentren" im Gehirn
 
Bild: Sharot und Phelps

Bei positiven Vorstellungen stieg die Aktivität im Mandelkern des Gehirns, der Amygdala, und in einer weiteren Hirnregion an, dem sogenannten rostralen anterioren cingulären Cortex, kurz rACC.

Je optimistischer jemand in die Zukunft blickte, desto höher wurde auch die Aktivität in der Amygdala und dem rACC. Negative Vorstellungen hingegen führten zu einer nachlassenden Aktivität in beiden Gehirnregionen.

Die Magnetresonanzbilder oben zeigen die "Optimismuszentren", links den rACC, rechts die Amygdala.
Gleiche Regionen wie bei Depressionen
Frühere Untersuchungen hatten Forscher bereits vermuten lassen, dass bei depressiven Menschen der rACC und andere Hirnregionen, gestört sind, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind.

Ob diese tatsächlich für den Zusammenbruch des Optimismus bei Depressiven verantwortlich sind, müssten nun weitere Untersuchungen zeigen, schreiben die Wissenschaftler.

[science.ORF.at, 24.10.07]
->   Tali Sharot, New York University
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Was Wissenschaftler optimistisch macht (5.1.07)
->   Hannah Arendt: Optimismus trotzt neoliberalem "Zwang" (2.12.05)
->   Optimisten denken anders (5.2.01)
 
 
 
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01.01.2010