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Junkfood stört den Biorhythmus  
  Zu fettes Essen bringt offenbar die innere Uhr aus dem Takt. Das haben US-Forscher anhand von Versuchen an Mäusen herausgefunden. Sie vermuten, dass der Zusammenhang auch für den Menschen gelten könnte.  
Alles im Takt
Nicht nur die Menschen besitzen eine innere Uhr, auch alle anderen Tiere haben eine, ja sogar Einzeller tanzen im Takt des Biorhythmus. Leben ist Rhythmus, könnte man sagen, wenn man sich zudem die Liste der Körperfunktionen ansieht, die von der inneren Uhr abhängen. Einige Beispiele: Hormonproduktion, Körpertemperatur, Sauerstoffverbrauch, Lernen und Gefühlsleben - sie alle schwingen in Perioden und sind wechselweise voneinander abhängig.

Umgekehrt bedeutet das natürlich auch: Gerät die innere Uhr aus dem Takt, pflanzt sich die Störung mitunter in entlegene Bereiche des Körpers fort. Der bekannte Jetlag ist da nur ein harmloses, weil kurzfristiges Beispiel. Schwerwiegendere Probleme kann man sich indes einhandeln, wenn man die Signale der inneren Uhr systematisch missachtet. Mögliche Folgen sind etwa Depressionen, Antriebslosigkeit und Essstörungen.
Mutation macht dick
Letzteres ist ein Thema, mit dem sich Joseph Bass schon seit längerem beschäftigt. Der Mediziner von der Northwestern University in Evanston fand vor zwei Jahren heraus, dass es offenbar eine direkte Verbindung zwischen Schlafstörungen und Übergewicht gibt.

Er und seine Kollegen veränderten damals jene Region im Zwischenhirn von Mäusen, die für die meisten anderen Organe den Takt des Lebens vorgibt. Und zwar durch Manipulation eines Gens mit dem sinnigen Namen "Clock".

Das Ergebnis des Eingriffs: Nicht nur die innere Uhr der Mäuse war gestört, die Nager fraßen auch mehr als notwendig, legten massiv an Gewicht zu, entwickelten eine Fettleber und hatten zuviel Zucker und Lipide im Blut (Science Bd. 308, S. 1043). "Metabolisches Syndrom" nennen Mediziner eine solche Kombination aus Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen.
Fett stört die innere Uhr
In einer im Fachjournal "Cell Metabolism" (Bd. 6, S. 414) veröffentlichten Studie hat Bass nun die Achse Schlafen-Essen quasi auf der Gegenfahrbahn untersucht. Er und seine Mitarbeiter hielten Labormäuse in Dunkelheit, fütterten sie mit Junkfood (45 Prozent der Kalorien durch Fett) und protokollierten deren Verhalten.

Zwei Wochen nach Beginn der Fettdiät stellten sich erste Wirkungen ein: Der Wach-Schlaf-Rhythmus der Nager begann sich zu dehnen, sie schliefen länger und blieben auch länger wach - was darauf hindeutet, dass sich die innere Uhr umgestellt hatte.

Genetische Versuche bestätigten das: Der Konsum von Junkfood verändert offenbar die Aktivität jener Gene, die mit der inneren Uhr zu tun haben - und zwar im Hirn, in der Leber und im Fettgewebe.
Extramahlzeiten zur falschen Zeit
Noch klarer waren die Verhaltenstests, sofern die Labortiere einem 12-stündigen Hell-Dunkel-Zyklus ausgesetzt wurden. Normalerweise fressen Mäuse während der Nacht, bei den Nagern aus der Junkfood-Abteilung verschoben sich die Mahlzeiten hingegen in den Tag hinein.

"Die Tiere konsumierten sämtliche Extrakalorien zu einer Zeit, in der sie eigentlich ruhen sollten", sagt Bass. "Das ist, als würde ein Mensch mitten in der Nacht den Kühlschrank plündern und Junkfood in sich hineinstopfen".

Auch wenn der Schluss von der Maus auf den Menschen sicher nicht so einfach ausfallen wird, weist die Studie auf ein interessantes Prinzip hin: Wenn nämlich der Biorhythmus das Essverhalten und das Essverhalten den Biorhythmus beeinflusst, könnte es unter Umständen zu einem Teufelskreis kommen.

Das sieht auch Joseph Bass so: "Die Gewichtszunahme verändert die innere Uhr, welche wiederum den Stoffwechsel beeinflusst - und so das ursprüngliche Problem verstärkt."

[science.ORF.at, 7.11.07]
->   Joseph Bass
->   Metabolisches Syndrom - Wikipedia
->   Chronobiologie - Wikipedia
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01.01.2010