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Merkur zeigt sein "wahres Gesicht"  
  Mitte Jänner hat die Raumsonde "Messenger" den Merkur passiert. Auf NASA-Bildern sind nun bisher völlig unbekannte Gebiete des kleinsten Planeten unseres Sonnensystems zu sehen.  
"Über die Hälfte des Planeten ist absolutes Neuland für die Forschung", erläuterte Planetenforscher Jürgen Oberst vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Nun ließen sich manche weiße Flecken auf der Merkurkarte füllen. "Es ist wie eine erste Forschungsreise ins Innere eines noch nicht erkundeten Kontinents", sagte Oberst.
Zerklüftete Oberfläche
 
Bild: Credit: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington

Die Bilder zeigen die schwer von Einschlagkratern zerklüftete Oberfläche des sonnennächsten Planeten, der zuletzt vor mehr als 30 Jahren Besuch von einer irdischen Raumsonde bekommen hatte.

Einer ersten Bewertung zufolge gleiche der Merkur weit weniger als angenommen dem Erdenmond, mit dem er oft verglichen werde, berichtete das DLR. "Vieles am Merkur scheint doch ein wenig anders zu sein, als wir angenommen haben", erläuterte Oberst.
Anderes Muster als auf dem Mond
So hätten die Einschläge ein deutlich anderes Muster hinterlassen als auf dem Mond, und das große Caloris-Einschlagbecken sei anders gefüllt als eine vergleichbare Struktur auf dem Mond.

Im Gegensatz zum Mond hat der Merkur auch riesige Klippen und Geländekanten, die sich über Hunderte Kilometer der Oberfläche erstrecken und Überbleibsel früher tektonischer Prozesse sind.
Im Oktober zweiter Vorbeiflug geplant
Der wissenschaftliche Leiter der "Messenger"-Expedition, Sean Solomon von der Carnegie-Institution in Washington, bewertete den ersten Vorbeiflug der Sonde laut DLR als Erfolg. Er habe nicht nur eine "Goldmine" wertvoller Daten beschert.

Der für den Überflug anvisierte Punkt sei auch exakt getroffen worden, so dass sich die Sonde auf perfektem Kurs für den zweiten Vorbeiflug im Oktober dieses Jahres befinde.

Nach einem dritten Vorbeiflug soll die Sonde im Jahr 2011 in eine Merkur-Umlaufbahn einschwenken.
Ein "schwieriger" Planet
Der Merkur ist laut DLR wegen seiner Nähe zur Sonne und deren extremer Anziehungskraft ein schwieriges Ziel für Raumsonden. So habe sich "Messenger" auf einer komplizierten, 3,5 Milliarden Kilometer langen Spiralbahn dem Merkur nähern müssen.

Zudem mussten die Instrumente der Sonde gegen die große Sonnenhitze speziell geschützt werden. Zuletzt war die NASA-Sonde "Mariner 10" 1974 und 1975 am kleinsten Planeten des Sonnensystems vorbeigeflogen und hatte 45 Prozent seiner Oberfläche kartiert.

Im August 2013 soll die Mission "BepiColombo" der Europäischen Raumfahrtagentur ESA zum Merkur starten.

[science.ORF.at/APA/dpa, 31.1.08]
->   Messenger
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01.01.2010