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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimawandel: Effekte auf Getreideernten berechnet  
  Vielen der ärmsten Regionen der Welt drohen schon in den nächsten 20 Jahren Ernteeinbußen durch den Klimawandel. Betroffen seien besonders der Süden Afrikas und Asiens, berichten Forscher um David Lobell von der Universität Stanford (US-Staat Kalifornien).  
Die Wissenschaftler hatten bisherige Erträge und 20 verschiedene Klimavorhersagen für das Jahr 2030 analysiert und zwölf Regionen betrachtet, in denen zusammen beinahe 95 Prozent der unterernährten Weltbevölkerung leben.

Demnach gefährden steigende Temperaturen und sinkende Niederschläge besonders die Maisernte im südlichen Afrika sowie die Ernten von Raps, Erdnüssen und Hirse in Südasien.
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Die Studie "Prioritizing Climate Change Adaptation Needs for Food Security in 2030" ist am 1. Februar 2008 in "Science" erschienen (Band 319, S. 607-610, DOI: 10.1126/science.1152339).
->   "Science"
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Drei Pflanzenklassen: Empfindlich für Temperatur...
 
Bild: Marshall Burke

Generell ließen sich drei Klassen von Pflanzen unterscheiden, berichten die Forscher. Die erste umfasst Feldfrüchte mit durchwegs schlechter Prognose. Diese sind sehr temperaturempfindlich und werden durch die globale Erwärmung geschädigt, etwa Weizen (im Bild oben ein Weizenfeld in Spanien) und Mais im Süden Afrikas.
... Niederschlag und unempfindlich
In die zweite Klasse fallen Gewächse, die besonders sensibel auf Veränderungen des Niederschlags reagieren. Weil dessen Vorhersagen stark schwanken, kommt es je nach Klimamodell zu mehr oder weniger Erträgen, dies gilt für die Erdnuss in Südasien und die Hirse im südlichen Afrika.

Die dritte Klasse schließlich zeigt kaum Veränderungen der Erträge, wie Weizen in Westasien oder Maniok (Wurzelknollen) in Westafrika.
Deutliche Ergebnisse
Die Ergebnisse der Analyse haben die Forscher selbst in ihrer Eindeutigkeit überrascht: "Laut unserer Studie könnte Südafrika mehr als 30 Prozent seines Hauptgetreides Mais innerhalb der nächsten 20 Jahre verlieren", erklärt Co-Autor Marshall Burke in einer Aussendung der Stanford University.

In Südasien könnten die Erträge von Reis, Mais und Hirse um zehn Prozent zurückgehen. "Für arme Bauern, die jetzt schon am Existenzminimum leben, könnte dieser Verlust das Todesurteil bedeuten", so Burke.
Verheerend für ganz Arme
 
Bild: Marshall Burke

Die Menschen, die in diesen Bauerndörfern in der Sahel-Zone leben, ernähren sich hauptsächlich von selbst angebauter Hirse. Sie könnten durch einen Temperaturanstieg ihre Nahrungsquelle verlieren.
Dringlichkeitsliste für Vorsorgemaßnahmen
Anhand dieser Klassifizierung erstellten Lobell und seine Kollegen eine Dringlichkeitsliste, die lokalen Organisationen Maßnahmen zur Sicherung der Grundversorgung ermöglichen soll. Es gebe einfache Vorkehrungen, die man bereits jetzt treffen könnte, so die Forscher: etwa früher im Jahr mit der Bestellung der Felder zu beginnen, oder zwischen unterschiedlichen Getreidesorten zu wechseln.

Am effektivsten wären aber die teuren Maßnahmen: Bewässerungssysteme auszubauen und gegen Dürre resistentere Sorten zu züchten. Die Studie solle jedenfalls Hinweise geben, in welcher Region sich welche Investitionen auszahlen.
Doppelt dramatisch: Ernährung und Verkauf
Für die Menschen in den betroffenen Regionen sind die Vorhersagen doppelt dramatisch, heißt es in einem begleitenden Kommentar von Molly Brown von der US-Weltraumbehörde NASA und Christopher Funk von der Universität von Kalifornien in Santa Barbara.

Die Bevölkerung ist in zweierlei Hinsicht auf gute Ernten angewiesen: sowohl für die eigene Ernährung als auch für den Verkauf. In Hungerzeiten können die Betroffenen daher auch keine anderen Nahrungsmittel kaufen.
Mittel zur Abfederung nötig
Viel wichtiger als die klimatischen und landwirtschaftlichen Bedingungen sei allerdings die technische Ausrüstung der Bauern, betonen Brown und Funk. Maschinen und Dünger könnten die erwarteten negativen Effekte in den betroffenen Regionen abfedern.

Außerdem wäre es wichtig, auch anderes Saatgut zu verwenden: Hirse etwa sei gegen Trockenheit und hohe Temperaturen deutlich toleranter als Mais.

[science.ORF.at/APA/dpa, 1.2.08]
->   David Lobell (Universität Stanford)
->   Program on Food Security and the Environment
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01.01.2010