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Sex: Die Treue am Gesicht ablesen  
  Unser Paarungsverhalten ist uns förmlich ins Gesicht geschrieben, zeigt eine Studie britischer Psychologen. Treue Partner sehen demzufolge ein wenig anders aus als jene, die schnellen Sex wollen.  
Ein Test: Treu oder promisk?
"Soziosexuelles Orientierungsinventar" nennen Psychologen einen Test, mit dem man die Einstellung in Sachen Sex bestimmen kann. Im Prinzip gibt es zwei Extreme: Menschen, die bei diesem Test hohe Punktzahlen erreichen, tendieren zum häufigen Partnerwechsel und haben generell keine Scheu davor, schnell zur Sache zu kommen.

Diejenigen mit niedriger Punktezahl sind dagegen eher an längerfristigen Beziehungen interessiert, Sex ohne emotionale Bindung ist für sie nicht so interessant. (Wer sich typische Fragestellungen des Tests ansehen will, kann das beispielsweise hier tun.)
Botschaft per Video
Die Erfinder des SOI-Tests, Steven Gangestad und Jeffry A. Simpson, fanden in den 90er-Jahren heraus, dass man allerdings nicht unbedingt einen ausgeklügelten Fragebogen braucht, um herauszufinden, ob jemand freizügig agiert oder nicht. Sie spielten Testpersonen tonlose Videos von Menschen vor, die ein "Date" mit einer Kamera hatten - und siehe da: Die Probanden konnten relativ gut bestimmen, wie die potenziellen Partner gepolt waren.

Nicht klar war allerdings, woran sie das erkannt hatten. Grundsätzlich kann man die versteckten Hinweise in zwei Kategorien einteilen, nämlich Körpersprache und Aussehen. Linda G. Boothroyd von der University of St. Andrews ging dieser Sache nun auf den Grund. Sie legte Testpersonen Bilder von Männern und Frauen vor, und zwar sowohl echte Fotografien, als auch "gemorphte" Bilder, bei denen bestimmte Kennzeichen am Computer erzeugt worden waren.
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Die entsprechende Studie, "Facial correlates of sociosexuality", ist im Fachblatt "Evolution and Human Behavior" erschienen (doi: 10.1016/j.evolhumbehav.2007.12.009).
->   Zur Studie
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Attraktive Frauen mit mehr Partnern
 


Immerhin 72 Prozent der Teilnehmer konnten anhand der Bilder Hinweise auf das Sexualverhalten ablesen. Frauen, die offen für Kurzzeitbeziehungen waren, wurden in den Versuchen tendenziell attraktiver bewertet - und zwar von beiden Geschlechtern. Im Bild oben zu sehen: Ein am Computer erstelltes weibliches Durchschnittsgesicht, links mit Präferenz für Langzeitbeziehungen, rechts mit häufigerem Partnerwechsel.
Frauen mögen solide Typen
 


Frauen bevorzugten in den Tests klar die eher femininen Männer, Partner mit männlichen Gesichtern - sprich: größeren Nasen, kleineren Augen, kantigen Zügen - erschienen ihnen dagegen weniger interessant. Dass Frauen tendenziell stabile Partnerschaften anstreben, ist aus Sicht der Evolutionsbiologie keine große Überraschung, dass bereits ein Blick ins Gesicht eine gewisse Vorauswahl ermöglicht, indes schon.

Denn: Die Männer mit eher femininen Gesichtern waren dem SOI-Test zufolge tatsächlich auf der soliden Seite, maskuline Typen hatten hingegen auch nichts gegen Seitensprünge einzuwenden. Das Bild oben zeigt wieder die beiden errechneten Typen: links treu, rechts promisk.
"Eindruck kann sich ändern"
"Frühere Studien haben schon gezeigt, dass man eine Menge von Eigenschaften vom Gesicht ablesen kann, beispielsweise Gesundheit oder die Neigung zur Introversion", sagt Co-Autor Ben Jones. "Aber das ist die erste Studie, die zeigt, dass Menschen für subtile Signale in den Gesichtern empfänglich sind - Signale, die etwas über romantische Beziehungen aussagen."

Über den Einzelfall ist damit allerdings noch recht wenig gesagt. Die Ergebnisse sind rein statistischer Natur, im wirklichen Leben kann der Blick ins Gesicht auch täuschen. Das sieht auch Linda Boothroyd so: "Wir beurteilen Menschen zwar aufgrund des ersten Eindrucks, aber der kann sich im Lauf der Zeit ändern."

[science.ORF.at, 9.4.08]
->   Linda G. Boothroyd
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01.01.2010