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Schlafende Herpes-Viren wecken und zerstören  
  Herpes-Viren können jahrelang in einer Art Schlummerzustand in menschlichen Nervenzellen überdauern. US-Forscher haben nun herausgefunden, wie man sie "aufwecken" und durch Medikamente angreifbar machen könnte.  
Ein Team um Bryan Cullen vom Duke University Medical Center in Durham (US-Bundesstaat North Carolina) hat nun herausgefunden, welche Erbgutbereiche den Ruhezustand der Viren steuern. An dieser Stelle könnten in Zukunft maßgeschneiderte Wirkstoffe ansetzen.
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Die Studie "MicroRNAs expressed by herpes simplex virus 1 during latent infection regulate viral mRNAs" ist am 2. Juli 2008 online in "Nature" erschienen (doi:10.1038/nature07103).
->   Abstract der Studie
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Unangenehme Bläschenbildung
Cullen und seine Mitarbeiter hatten in ihren Experimenten das Herpes simplex Virus 1 (HSV-1) untersucht, das beim Menschen unter anderem den klassischen Lippenherpes hervorruft. Dabei kommt es zur Bildung von nässenden und stark juckenden Bläschen im Bereich des Mundes.

Nach einigen Tagen verschwinden die Bläschen, die Viren allerdings bleiben ein Leben lang im Körper des Infizierten. Durch Stress, starke Sonneneinstrahlung, Fieber und eine Reihe anderer Faktoren kann das Virus reaktiviert werden und bildet dann erneut die typischen Bläschen.
Gen trägt Information in sich
Wie der Wechsel zwischen der aktiven und der ruhenden Infektion herbeigeführt und der Schlafzustand aufrechterhalten wird, war bisher weitgehend unklar. Bekannt war, dass ein Gen namens LAT daran beteiligt ist.

Anders als die meisten anderen Gene bildet LAT aber kein Eiweiß, seine genaue Funktion blieb deshalb rätselhaft. Das Team um Cullen zeigte nun, dass das LAT-Gen die Informationen zur Herstellung von sogenannten microRNAs (miRNAs) in sich trägt.
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MicroRNAs
MicroRNAs sind winzige Abschnitte des Moleküls RNA, einem "Verwandten" des Erbgut-Moleküls DNA. Diese miRNAs verhindern nun, dass bestimmte Botenmoleküle der Zelle die Eiweiße bilden, die für eine aktive Infektion nötig sind.
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Nie wieder Fieberblasen?
Erst unter bestimmten Stress-Bedingungen steigt die Zahl der Botenmoleküle so stark an, dass nicht mehr genügend miRNAs vorhanden sind, um die Bildung der Eiweiße zu unterdrücken: Das Virus wacht auf.

Cullen und seine Mitarbeiter arbeiten laut einer Pressemitteilung der Duke University Medical School zusammen mit der Pharmaindustrie bereits an der Entwicklung eines Medikaments, das die microRNAs abfängt und so den Schlummerzustand aufhebt.

Im Prinzip sei es möglich, die Viren zu aktivieren und dann abzutöten, so Bryan Cullen. "Damit wäre die infizierte Person vollständig geheilt und würde nie wieder einen Lippenherpes bekommen."

[science.ORF.at/APA/dpa, 3.7.08]
->   Bryan Cullen
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01.01.2010