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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Studie: Heftigere Hurrikans durch wärmere Ozeane  
  Gerade erst ist Hurrikan "Gustav" abgezogen, da fordert "Hanna" schon die ersten Toten in der Karibik. Dass die Stürme stärker werden und dies höchstwahrscheinlich mit den steigenden Wassertemperaturen in der Region zusammenhängt, konnten nun US-Forscher einmal mehr bestätigen. Sie werteten Satellitendaten der letzten 25 Jahre aus und kamen zur Schlussfolgerung: Wird das Wasser um ein Grad wärmer, steigt die Anzahl der besonders heftigen Wirbelstürme um ein Drittel.  
Den Forschern um James Elsner von der Florida State University gelang es, einzelne Meeresregionen gesondert hinsichtlich ihrer Erwärmung und den Windspitzen der dort entstandenen Stürme zu analysieren. Dabei zeigte sich eindeutig: Je stärker der Temperaturanstieg, desto größer die zerstörerische Kraft.
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Die Studie "The increasing intensity of the strongest tropical cyclones" ist am 4. September 2008 in "Nature" erschienen (Band 455, S. 92-95, DOI:10.1038/nature07234).
->   "Nature"
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Hurrikans am Start
 
Bild: National Hurricane Center

Das National Hurricane Center der USA hat momentan alle Hände voll zu tun: Denn während die Aufräumarbeiten nach "Gustav" noch im Gange sind, machen sich bereits die nächsten Wirbelstürme bemerkbar: Wie auf der aktuellen Karte des Centers zu sehen ist, sorgt "Hanna" bereits in der Karibik für Angst und Schrecken.

Auf Haiti kamen durch "Hanna" bereits mindestens 21 Menschen ums Leben, in der benachbarten Dominikanischen Republik flüchteten bereits Tausende vor dem dritten Wirbelsturm innerhalb weniger Wochen. Und die nächsten Stürme haben sich bereits formiert: "Ike" und "Josephine" drehen sich noch über dem offenen Meer.
->   Zum National Hurricane Center
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Hurrikan: Mehr als 119 km/h
Ein Wirbelsturm entsteht, wenn die Luftmassen über einer erwärmten Stelle der Meeresoberfläche aufsteigen und durch den Unterdruck aus allen Himmelsrichtungen Luft angesaugt wird. Ein tropischer Wirbelsturm über dem westlichen Atlantik oder östlichen Pazifik, der mindestens 119 Stundenkilometer erreicht, wird als Hurrikan bezeichnet.
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Wasser, Hitze, Hurrikans - oder doch nicht?
Immer wieder wurde seitens der Wissenschaft erklärt, dass die durch die Erderwärmung steigenden Wassertemperaturen zu mehr und vor allem heftigeren Hurrikans führen würden.

Mit schöner Regelmäßigkeit stieß diese Behauptung aber auch auf Widerstand: Sowohl der Zusammenhang mit der Meerestemperatur und erst recht jener mit der Erderwärmung werde aus unzuverlässigen Daten "herbeikonstruiert", eigentlich handle es sich dabei um natürliche Schwankungen.
->   Klimageschichte: Wirbelstürme waren früher häufiger
Um 31 Prozent mehr heftige Wirbelstürme
James Elsner und seine Kollegen kennen diese Debatte und wollten eine genaue Analyse hinsichtlich Entstehungsorts eines Hurrikans, der dortigen Wassertemperatur und seinen Windspitzen liefern. Sie zogen Satellitendaten der letzten 25 Jahre heran, um die Entwicklung der Spitzengeschwindigkeiten während dieser Periode zu analysieren.

Die Ergebnisse wiederum setzten sie in Beziehung mit den Aufzeichnungen zu den Wassertemperaturen, und dabei zeigte sich eindeutig: Je wärmer das Wasser wurde, desto häufiger kam es zu Wirbelstürmen mit extrem hohen Geschwindigkeiten. Konkret steigt die Anzahl heftiger Stürme von 13 auf 17 pro Jahr - eine Zunahme um 31 Prozent.
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Ergebnisse im Detail
Besonders stark erwärmt hat sich das Wasser im Nordatlantik, im östlichen Nordpazifik und dem nördlichen Teil des Indischen Ozeans. Dort ist die Temperatur zwischen 0,21 und 0,69 Grad Celsius gestiegen, was zu deutlich heftigeren Stürmen führte. Dieser Trend zeigte sich nur über dem Südpazifik nicht, wo sich aber auch das Wasser nicht so stark erwärmte.
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Übereinstimmung mit Erwärmungsthese
"Unsere Ergebnisse stimmen mit der Annahme überein, dass das Meer mehr Energie hat, einen tropischen Wirbelsturm zu bilden, wenn das Wasser sich erwärmt", schreiben die Forscher um James Elsner.

Gleichzeitig weisen die Forscher aber darauf hin, dass die statistische Unsicherheitsquote noch groß ist. In weiteren Studien wollen sie zusätzliche mögliche Einflussfaktoren wie etwa die Nähe zum Festland und die Sonnenaktivität berücksichtigen.

[science.ORF.at/dpa, 4.9.08]
->   Forschungsprojekt "Hurricane Climate"
->   Das Stichwort "Hurrikan" im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010