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Ozeane werden saurer - und dadurch lauter  
  Die Versauerung der Weltmeere durch das Treibhausgas Kohlendioxid hat einen unerwarteten Nebeneffekt: Schallwellen könnten künftig bis zu 70 Prozent weiter durchs Wasser tönen als heute.  
Die Ozeane werden dadurch buchstäblich lauter, berichtet eine Forschergruppe um Keith Hester vom kalifornischen Monterey-Bay-Aquarium.

Für zahlreiche Meerestiere, die akustisch navigieren und kommunizieren bedeute das wesentlich mehr Hintergrundlärm.
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Die Studie "Unanticipated consequences of ocean acidification: A noisier ocean at lower pH" ist am 1.10.08 online in den "Geophysical Research Letters" erschienen (doi: 10.1029/2008GL034913).
->   Abstract der Studie
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Chemie des Wassers ändert sich
Die zunehmende Emission des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) erwärmt nicht nur die Atmosphäre. Ist mehr Kohlendioxid in der Luft, nehmen auch die Ozeane mehr davon auf, und es bildet sich mehr Kohlensäure.

Nach Schätzung des Weltklimarats IPCC könnte dadurch der pH-Wert des Meerwassers bis 2050 um immerhin 0,3 Einheiten im Vergleich zur vorindustriellen Zeit sinken, das heißt saurer werden.

Das ist nicht nur für Lebewesen schädlich, die Kalkschalen bilden. Mit der Chemie des Wassers ändert sich auch die Reichweite von Schallwellen darin.
Schallwellen breiten sich weiter aus
Je saurer das Wasser ist, desto weiter kommt der Schall. Das gilt besonders für tiefe und mittlere Frequenzen unterhalb von etwa 3.000 Hertz, die Meeressäuger vor allem benutzen. Auch der menschliche Zivilisationslärm von Schiffen, Kraftwerken und ähnlichem spielt sich in diesem Bereich ab.

In manchen Meeresgebieten, insbesondere im Atlantik, könnten sich die Schallwellen künftig 70 Prozent weiter ausbreiten, haben die Forscher errechnet.

Die Folge: Es wird lauter unter Wasser. Manche Meeressäuger könnten allerdings möglicherweise auch von der höheren Reichweite ihrer eigenen Rufe profitieren.
Lärm unter Wasser
Seit dem Beginn der Industrialisierung ist der pH-Wert der Ozeane Schätzungen zufolge bereits um etwa 0,1 Einheiten kleiner geworden. "Das Wasser der oberen Ozeane erfährt gerade eine außerordentliche Veränderung seines fundamentalen chemischen Zustands in einer Geschwindigkeit, wie es sie auf der Erde seit Millionen Jahren nicht gegeben hat", schreiben die Wissenschaftler.

Möglicherweise habe sich die Reichweite des Meeresschalls dadurch bereits um etwa zehn Prozent erhöht.

So sei etwa vor der Küste Kaliforniens zwischen 1960 und 2000 ein Lärmanstieg gemessen worden, der sich nicht allein mit bekannten Faktoren wie Schiffsverkehr oder Wind erklären ließ.

[science.ORF.at/APA/dpa, 1.10.08]
->   Keith Hester, Monterey-Bay-Aquarium
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01.01.2010