News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Bunte Träume: Eine Folge des Farbfernsehens  
  In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Frage umstritten, ob Menschen schwarz-weiß oder in Farbe träumen. Mittlerweile gehen nahezu alle Traumforscher davon aus, dass wir auch in der Nacht Buntes erleben können. Nach der Studie einer britischen Psychologin liegt das an der Einführung des Farbfernsehens in den 1960er Jahren.  
Es war vermutlich nur eine kurze Periode, in der Fachleute von schwarz-weißen Träumen ausgegangen sind, berichtet die Psychologin Eva Murzyn von der Universität im schottischen Dundee.

Und die dürfte direkt mit den Erfahrungen des Fernsehens mit seinen Grautönen zu tun haben, heißt es im "New Scientist".
...
Die Originalstudie "Do we only dream in colour? A comparison of reported dream colour in younger and older adults with different experiences of black and white media" ist am 8.10.08 im Journal "Consciousness and Cognition" erschienen (doi: 10.1016/j.concog.2008.09.002).
->   Abstract der Studie
...
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war schwarz-weiß
Über Jahrhunderte haben Menschen ihre Träume beschrieben. Auf die Idee zu fragen, welche Farbe diese haben, ist dabei sobald niemand gekommen. Das hat sich schlagartig geändert, als die Schwarz-Weiß-Fotografie aufkam und weniger später die bewegten Bilder im Film.

Der Psychologe Eric Schwitzgebel hat schon vor einigen Jahren untersucht, warum es zu dieser - historischen kurzen - Phase gekommen ist.

Ab dem frühen 20. Jahrhundert war es tatsächlich so, dass viele Menschen davon berichtet haben, ausschließlich schwarz-weiß zu träumen.
->   Eric Schwitzgebel: Why Did We Think We Dreamed in Black and White?
Studie: Traumtagebuch und Fernsehkonsum
Mittlerweile gehen die Traumforscher davon aus, dass wir prinzipiell so träumen, wie wir auch sehen. Wenn jemand heute berichtet, schwarz-weiß zu träumen, dann habe dies eher etwas mit einem schwächeren Farbgedächtnis zu tun als mit dem Trauminhalt.

Wie sich das nächtliche Traumempfinden geändert hat, hat nun die schottische Psychologin Eva Murzyn untersucht.

Dazu hat sie 60 Menschen - die eine Hälfte unter 25 Jahren, die andere über 55 - nach ihren Träumen und ihrem Fernsehkonsum in der Kindheit befragt. Außerdem mussten sie ein Traumtagebuch führen.
Es hängt von der Kindheit ab
Die Ergebnisse: Nur 4,4 Prozent der jungen Menschen berichteten von schwarz-weißen Träumen.

Bei den über 55-Jährigen hingegeben gab es einen signifikanten Unterschied: Bei jenen, die in ihrer Kindheit Farbfernsehen hatten, gaben nur 7,3 Prozent an, schwarz-weiß zu träumen.

Bei jenen hingegen, die früher Schwarz-Weiß-TV genossen, träumt ein Viertel ausschließlich in Grautönen - und zwar bis zum heutigen Tag.
Keine Auskunft über "echte" Traumfarben
"Es könnte also eine kritische Periode in unserer Kindheit geben, wo Filme eine wichtige Rolle dafür spielen, wie unsere Träume aussehen", meinte Murzyn im "New Scientist".

Mit ihrer Studie sei zwar nicht geklärt, welche Farbe die Träume nun "tatsächlich" hätten - ob etwa das Schwarz-Weiß nach dem Aufwachen erst hineininterpretiert wird -, dass der Konsum bewegter Bilder aber einen Einfluss hat, sei eindeutig.

[science.ORF.at, 17.10.08]
->   New Scientist
->   Psychology, University of Dundee
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Acht Prozent träumen in der Nacht von Sex
->   Frauen schlafen besser ohne Mann
->   Männer träumen anders als Frauen - nach wie vor
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010