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Leukämie: Krankheit aus dem Mutterleib  
  80 Prozent der Leukämieerkrankungen bei Kindern entfallen auf die akute lymphatische Leukämie. Wiener Wissenschaftler stellten jetzt fest, dass die Krankheit schon beim Fötus im Mutterleib ausgelöst wird. Diese und drei andere Forschungsarbeiten wurden von der Aventis-Stiftung für medizinische Forschung ausgezeichnet.  
''Es gibt starke Hinweise, dass die Leukämie von Kleinkindern (...) bereits bei Ungeborenen in der Gebärmutter entstehen'', schreibt Dr. Karin Fasching aus der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Renate Panzer-Grümayer vom Forschungsinstitut (CCRI) im St.-Anna-Kinderspital.

Das Team ging der Frage nach, ob auch andere Subtypen von kindlicher Leukämie schon beim Fötus "angelegt" werden. Sie griffen daher bei fünf Kindern, bei denen im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren eine akute lymphatische Leukämie diagnostiziert werden musste, auf eingetrocknete Bluttropfen zurück, die den Kindern als Neugeborene abgenommen worden waren. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift "Blood" veröffentlicht.
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Die akute lymphatische Leukämie - ALL
Die akute lymphatische Leukämie tritt bei Erwachsenen relativ selten auf; meistens erkranken Kinder zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr daran. Bei dieser Erkrankung ist eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die Lymphozyten, bösartig entartet. Lymphatische Zellen reifen normalerweise zu B- oder T-Zellen heran. Diese Formen der weißen Blutkörperchen dienen der Immunabwehr. Bei der ALL kann es zu einem Befall der Hirnhäute kommen. Aus diesem Grund wird vorsorglich eine Lumbalpunktion (Entnahme von Rückenmarksflüssigkeit) durchgeführt und eine intrathekale Therapie (Verabreichung der Medikamente innerhalb der Gehirnhäute) angewendet. Bei Hirnhautbefall leitet man eine Bestrahlung des Kopfes ein.
->   Akute lymphatische Leukämie
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Zehn bis Hundert entartete Blutzellen pro Probe
Bei der Untersuchung der Zellen aus den Blutproben zeigte sich Folgendes: Bei allen fünf Kindern waren die genetischen Veränderungen in den Blutzellen, aus denen sich später die Leukämie entwickelte, bereits bei der Geburt vorhanden. Pro Bluttropfen - eingetrocknet auf dem Löschpapier - fanden sich zehn bis 100 weißer Blutkörperchen, die bereits die typischen Merkmale jener Zellen aufwiesen, welche für die jeweils noch im Kindesalter entstandenen Leukämie verantwortlich waren.
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Die 'Guthrie-Karten'
Diese Bluttropfen stammten von den so genannten ''Guthrie Karten''. Das sind Löschpapierblätter, auf denen in Österreich von möglichst allen Neugeborenen kleinste Blutproben gesammelt werden. Die Untersuchung erlaubt die frühzeitige Diagnose gefährlicher vererbbarer Stoffwechselerkrankungen. Für die Leukämie-Forscher aber stellten sie sozusagen Datenmaterial aus der Vergangenheit der kleinen Patienten dar. Die Kinder waren an einer akuten lymphatische Leukämie der B- bzw. T-Zellen erkrankt.
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Ein neuer Ansatz für die Früherkennung
Die Daten zeigen aber nicht nur, dass das erste Ereignis, das zur Entstehung der verschiedenen Typen akuter lymphatischer Leukämien bei Kindern führt, schon im Mutterleib auftritt, sondern auch das bis zu fünf Jahre vergehen können bis sich die ersten Symptome zeigen.

Das könnte in der Zukunft bei Vorliegen eines breit anwendbaren Suchtests ein ''Fenster'' für eine frühzeitige und möglicherweise noch bessere Therapie darstellen.
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Die Aventis-Stiftung
Die Aventis-Stiftung zeichnet seit 37 Jahren die jeweils besten wissenschaftlichen Arbeiten an den drei medizinischen Fakultäten in Österreich aus. Dafür werden pro Jahr 500.000 Schilling aufgewendet.
->   Aventis Stiftung für medizinische Forschung in Österreich
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Die weiteren prämierten Arbeiten
Dr. Marcus D. Säemann vom Institut für Immunologie der Universität Wien und seine Kollegen haben entdeckt, dass sich die ''guten'' Bakterien der Darmflora offenbar durch die Produktion und Absonderung der Fettsäure Butyrat eine für sie verträgliche Umwelt schaffen, in der sie überleben können. Damit könnte ein wesentlicher Beitrag für die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien gegen chronisch entzündliche Erkrankungen, wie z. B. Morbus Crohn, gelungen sein.

Ein Team um Mag. Dr. Martin Schreiber vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien hat durch Studien an Knock-Out-Mäusen die Funktion des Fra1-Gens geklärt. Es spielt eine wesentliche Rolle in der Embryonalentwicklung.

Dr. Georg Schett von der Universitätsklinik für Innere Medizin der Universität Wien erforschte die Aktivierung von Enzymen (ERK, JNK und p38 MAPK) Gelenksrheuma. Das könnte in Zukunft zur Entdeckung neuer Ziele für Medikamente führen.

(APA/red)
->   Kinderkrebsforschung - St. Anna Kinderspital
->   Institut für Immunologie der Universität Wien
->   Institut für Molekulare Pathologie in Wien(IMP)
->   Universitätsklinik für Innere Medizin der Universität Wien
 
 
 
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01.01.2010