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Neuartige Gene in der "Junk-DNA"  
  Die sogenannte "Junk-DNA" erweist sich zunehmend als Mythos: US-Forscher haben 1.600 Gene entdeckt, die bisher als funktionslos galten - tatsächlich beeinflussen sie aber Immunsystem und Zellwachstum.  
"Es ist erstaunlich, dass wir eine so große Zahl an RNA-basierten Genen bis jetzt vollkommen übersehen haben", sagte der Mikrobiologe und Studienautor Eric Lander.

Der offizieller Name der neuen Genfamilie: "large intervening non-coding RNAs" oder "lincRNAs".
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Die Studie "Chromatin signature reveals over a thousand highly conserved large non-coding RNAs in mammals" ist am 1.2.09 online in "Nature" erschienen (doi: 10.1038/nature07672).
->   Abstract der Studie
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Gar kein Müll
Bis vor wenigen Jahren herrschte unter Biologen die Rede vom "genetischen Müll" vor: Die menschliche DNA etwa besteht aus etwa 3,3 Milliarden Basenpaaren. Davon braucht der Mensch aber nur 1,4 Prozent, aus denen RNA-Moleküle gebildet werden, die Proteine synthetisieren.

Der Rest wurde als "Junk-DNA" bezeichnet. Allmählich entschlüsseln Forscherteams weltweit jedoch den Einfluss von RNA-Genen, die keine Proteine kodieren.
Große konservierte Moleküle
Beispiele für solche Gene sind etwa die "short interfering RNA" (siRNA) oder "microRNA". Im Vergleich zu diesen sind die "lincRNAs" aber viel größer, sie haben eine Länge von mehreren Tausend Basen. Bisher waren erst an die zehn dieser "lincRNAs" bekannt, weshalb sie auch eher als Absonderlichkeit im Genom galten.

Die neu entdeckten Gene weisen noch eine weitere außergewöhnliche Eigenschaft auf: Sie sind unter Säugetieren hoch konserviert, wesentliche Merkmale sind also über die Evolution unverändert geblieben.

"Die Mehrheit anderer großer RNA-Moleküle bei Mensch oder Maus zeigen hingegen keine Konservierung zwischen den Arten", erklärt der Mediziner John Rinn, ein Co-Autor der Studie.
Versteckte Funktionen
Die Forscher um Eric Lander wiesen nach, dass die "lincRNAs" verschiedenste Zellprozesse regulieren, etwa das Zellwachstum, die Überwachung des Immunsystems sowie die Entwicklung von Nerven- und Muskelzellen.

Außerdem haben sie offenbar einen Einfluss auf Keimzellen und pluripotente embryonale Stammzellen, also jenen Zellen, auf denen große therapeutische Hoffnungen der Medizin ruhen.

[science.ORF.at, 3.2.09]
->   Harvard Broad Institute
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   RNA - Die Sprache der Gene
->   Ursprung nutzloser DNA: Physikalische Erklärung?
 
 
 
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01.01.2010