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Kein Aprilscherz: Rätsel um Nabelfussel gelöst  
  Das Phänomen ist zumindest unter Männern genauso weitverbreitet wie rätselhaft: Trotz Körperhygiene sammeln sich im Bauchnabel permanent Fussel. Ein Wiener Chemiker hat nun herausgefunden, warum.  
Grundbedingungen sind das Tragen von T-Shirts aus Baumwolle und eine üppig sprießende Bauchbehaarung, so der Chemiker Georg Steinhauser vom Atominstitut der Österreichischen Universitäten in Wien.

Er ist in einer mehr als drei Jahre dauernden Testreihe an sich selbst dem Phänomen der Bauchflusen auf den Grund gegangen und hat die Resultate vor kurzem im Journal "Medical Hypothesis" veröffentlicht (Bd. 72, S. 619).
500 Proben entnommen
Seit März 2005 hat Steinhauser über 500 Stück Flusen aus seinem Bauchnabel entfernt - und das trotz gründlicher Morgenhygiene, wie er in seiner Studie schreibt. Wissenschaftler, der er ist, hat er die Proben gründlich analysiert.

Im Schnitt wogen die Fussel 1,82 Milligramm, einige wenige statistische Ausreißer kamen auf sieben bis neun Milligramm.

Hauptbestandteil war die Baumwolle der T-Shirts, es fanden sich aber auch Spurenelemente von Haut, Hausstaub, Schweiß, Fetten und Proteinen. Insofern, so mutmaßt Steinhauser, haben die Flusen durchaus auch eine reinigende Funktion für den Körper.
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Leiberl verschwinden nach 1000 Jahren
Ein theoretisches Rechenbeispiel: 1,82 Milligramm eines T-Shirts verschwindet durchschnittlich pro Tag im Nabel. Wer es jeden dritten Tag trägt, verliert in einem Jahr rund 0,18 Gramm. Bei einem Durchschnittsgewicht von 180 Gramm bräuchte es also 1000 Jahre, bis ein Leiberl komplett im schwarzen Loch des männlich behaarten Bauches verschwindet.
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Konzentrische Bauchhaare saugen Textilteilchen an
Wie kommt es nun konkret zu den Bauchflusen? Laut Steinhauser begünstigt die schuppige Struktur der Bauchhaare zuerst das Abschaben winziger Stoffteile aus den Baumwoll-Shirts. Die natürlichen Körperbewegungen und die oft konzentrisch angeordneten Haare "saugen" diese Teile dann langsam in ihr Zentrum, wo sie sich zu den bekannten Flusen verklumpen.

Zur Überprüfung seiner Beobachtung hat sich Steinhauser die Nabelgegend rasiert und siehe da: Der Flusenspuk war vorbei. Für den Chemiker der Hauptgrund, warum die meisten Frauen von dem Phänomen nicht betroffen sind.

Nicht zuletzt weil heute der 1. April ist, betont Steinhauser gegenüber science.ORF.at, dass die Flusenarbeit nicht zum wissenschaftlich ernsthaften Teil seiner Arbeit gehört. Die verrichtet er im Forschungsbereich "Strahlenphysikalische Analytik & Radiochemie" am Atominstitut in Wien.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 1.4.09
->   Strahlenphysikalische Analytik & Radiochemie, Atominstitut
 
 
 
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01.01.2010