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Terrorgefahr: "Do-it-Yourself"-Energiewaffen  
  Neuartige Waffen, welche die Elektronik in Flugzeugen mit einem Schlag zerstören können, sind laut Anti-Terrorexperten relativ einfach nachzubauen. Sowohl ihre Komponenten als auch Informationen über ihren Aufbau sind über das Internet zu beschaffen.  
Demnach könnte jeder technisch halbwegs versierte Mensch ein Gerät herstellen, das einen hochenergetischen elektromagnetischen Impuls erzeugt. Dieser könnte binnen Sekunden einen Schaden mit verheerenden Folgen anrichten.
Weltweite Entwicklung von "E-Bomben"
Sowohl die USA als auch Russland haben in den letzten Jahren Energiewaffen entwickelt, die hochfrequente Druckwellen erzeugen. Dabei entsteht ein elektrisches Feld von mehreren Hundertausend Volt pro Meter. Sämtliche elektrische Systeme im Umkreis - von Mikrochips bis zur Autoelektronik - würden das nicht überleben. Manche vermuten, dass derartige "E-Bomben" bereits im Golfkrieg und im Kosovo tatsächlich eingesetzt wurden.

Yael Shahar, Leiterin des International Institute for Counter-Terrorism in Israel, und ihr Team haben derartige elektromagnetische Waffen analysiert, die Militärs auf der ganzen Welt entwickeln und auch verwenden, wie der "New Scientist" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.

Dabei haben sie festgestellt, dass es nicht nur relativ einfach, sondern auch recht günstig ist, sich die notwendigen Teile zum Nachbau zu organisieren. Nachdem die Bestandteile vergleichsweise simpel sind, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis jemand diese modernen Waffen kopieren wird.
Relativ simple Technologie
Die elektromagnetischen Impulse, auf welchen dieser Waffentyp basiert, können auf mehrere Arten erzeugt werden: Zum Beispiel mit einem sogenannten Marx-Generator. Dieser kann eine extrem hohe Ladung, gespeichert in Kondensatoren, blitzschnell in eine Antenne befördern, die dann den Impuls abgibt. Diese Technologie wird unter anderem dazu verwendet, mögliche Blitzschäden an Hochspannungsleitungen zu untersuchen.

Eine andere Möglichkeit ist ein Flusskompressionsgenerator, kurz "Flux". Dabei wird mit Hilfe einer kleinen Menge Sprengstoff eine Kompression eines magnetischen Feldes produziert. Das Ergebnis ist auch hier ein verheerender elektromagnetischer Impuls.
Mögliche Sicherheitslücken
Derartige energiereiche elektromagnetische Impulse werden auch von Laboratorien verwendet, die die Anfälligkeit wichtiger elektronischer System bei einem Atomschlag prüfen. Laut Robert Iannini, der solche Testsysteme produziert und vertreibt, könnten diese kaum in die Hände von Terroristen fallen. Die Sicherheitsbestimmungen wären zu streng.

Laut der Anti-Terrorexpertin Shahar liegt das Problem aber nicht hier, wie sie kürzlich im Rahmen einer Konferenz über Energiewaffen in London berichtete. Denn derartige Generatoren können mit Hilfe von Online-Beschreibungen und einfachen Komponenten, wie man sie auch in Digitalkameras findet, selbst gebaut werden. Das sei die eigentliche Sicherheitslücke.
"Verwundbare" Flugzeuge
Die neuen Waffen könnten sich zudem ganz gezielt Schwachstellen von Flugzeugen angreifen. Deren Rumpf wird heute aus neuen Verbundstoffen, die Kohlenstofffasern enthalten, gebaut. Diese bieten laut Shahar im Vergleich zu Metall kaum Schutz gegen elektromagnetische Strahlung. "Nur eine strahlensichere Abschirmung der gesamten Elektronik könnte elektromagnetische Angriffe verhindern", so die Expertin.

Zum Glück gibt es aber auch Hürden bei der Verwendung der neuen Waffen durch Terroristen, wie Douglas Beason, Leiter des Los Alamos National Laboratory in New Mexiko, meint: "Es wäre ganz schön viel Arbeit, das Gewicht und die Größe dieser Waffe so zu reduzieren, dass man sie problemlos in ein Flugzeug schmuggeln könnte." Angriffe von außen sind zwar theoretisch während des Starts oder beim Landeanflug denkbar, aber laut Experten auch nicht sehr wahrscheinlich.

[science.ORF.at, 5.4.09]
->   Energiewaffe (Wikipedia)
->   Marx-Generator (Wikipedia)
->   Flusskompression (Wikipedia)
->   New Scientist
->   Yael Shahar
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Spielzeug inspiriert US-Militär (22.7.08)
->   Detektor soll heimlichen Atomwaffenbau verhindern (26.1.06)
 
 
 
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01.01.2010