News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Technologie .  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Erste Technikstudentin vor 90 Jahren  
  Es hat länger gedauert als in anderen Disziplinen: Erst der Erlass des damaligen Staatssekretärs für Unterricht, Otto Glöckel, vom 21. April 1919 öffnete Frauen den Weg an Österreichs Technikhochschulen.  
In den vergangenen 90 Jahren ist der Anteil der weiblichen Studierenden an der Technischen Universität (TU) Wien von 0,4 auf 25 Prozent (5.064 Studentinnen) gestiegen, teilte die Hochschule am Freitag in einer Aussendung mit.

An der TU Graz sind aktuell knapp über 21 Prozent der Studierenden weiblich (2.237 Studentinnen).
Lange nach anderen Studienrichtungen
Die Öffnung der technischen Studiengänge erfolgte erst 22 Jahre, nachdem erstmals Frauen an einer österreichischen Hochschule zugelassen wurden: Ordentlichen Hörerinnen wurden 1897 die philosophische Fakultät und im Jahr 1900 die medizinische Fakultät und das Pharmaziestudium zugänglich gemacht.
Die Vorgeschichte
An der TH Wien konnte erstmals 1908 die Bürgerschullehrerin Mathilde Hübner Vorlesungen aus Gebäudehygiene und Volkswirtschaftslehre als Gast besuchen. Seither mehrten sich Petitionen von Frauenverbänden und Stimmen von Eltern für eine Zulassung von Frauen zum Technikstudium.

Im Jahr 1913 konnte laut TU Wien "immerhin erreicht werden, dass Lehramtskandidatinnen als außerordentliche Hörerinnen an technischen Hochschulen jene Fächer inskribieren durften, die ausschließlich dort gelehrt wurden", also Darstellende Geometrie und Freihandzeichnen.
Ansuchen für Gasthörerinnen
 
Bild: TU Wien

Ansuchen, auch andere Fächer inskribieren zu dürfen, wurden von der Unterrichtsverwaltung stets "aus prinzipiellen Erwägungen" abgelehnt. Einige Frauen wählten daher den Umweg, als Gasthörerinnen technische Vorlesungen zu besuchen, um diese Kenntnisse später bei einem Studium im Ausland zu verwerten.

Dazu gehörte auch Leonie Pilewska (siehe Bild oben), die ab 1915 als Hospitantin Maschinenbauvorlesungen belegte, 1918 zum Weiterstudium an die TH Darmstadt wechselte und als Architektin bekannt wurde.
Zulassung, "wenn sie Männern keinen Platz wegnehmen"
Ansuchen, auch andere Fächer inskribieren zu dürfen, wurden laut TU Wien von der Unterrichtsverwaltung stets "aus prinzipiellen Erwägungen" abgelehnt. Unter dem Eindruck der Erfahrungen des Ersten Weltkriegs sprachen sich die Hochschulen ab 1916 dann mehrheitlich für eine Zulassung von Frauen aus.

Nach dem Zerfall der Donaumonarchie seien in den Nachfolgestaaten noch 1918 die Technischen Hochschulen für Frauen geöffnet worden, in Österreich sei dies erst unter dem sozialistischen Staatssekretär für Unterricht Otto Glöckel erfolgt, so die TU Wien.

Die ordentliche Inskription an TH war Frauen damit erlaubt - "freilich nur soweit, als sie den männlichen Hörern keine Studienplätze wegnähmen".
Heute ein Viertel Frauen
Im Studienjahr 1919/20 gab es an der TH Wien 65 Studentinnen, davon nur 20 ordentliche Hörerinnen (0,4 Prozent aller Studierenden). 1937 waren es 40 (2,3 Prozent). Derzeit sind 25 Prozent bzw. 5.064 der über 20.000 Studierenden an der TU Wien Frauen - "Tendenz seit Jahren langsam aber sicher steigend".
Erste Elektrotechnikerin erst 1954
Die erste Frau, die ihre Ausbildung an der chemisch-technischen Schule der damaligen Technischen Hochschule in Graz mit der zweiten Staatsprüfung erfolgreich abschließen konnte, war Martha Spiera aus Wien im Jahr 1923. Das erste Doktorat der technischen Wissenschaften wurde im Fachgebiet Chemie 1926 verliehen.

Technische Chemie und Architektur waren laut der TU Graz die ersten Fachbereiche, die Frauen für sich entdeckten. Im Bereich Maschinenbau schloss 1947 erstmals eine Frau ihr Studium ab, im Bauingenieurwesen 1949 und an der Fakultät für Elektrotechnik gab es erst 1954 die erste Absolventin.

[science.ORF.at/APA, 17.4.09]
->   TU Wien
->   TU Graz
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Technologie .  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010