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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Luftverschmutzung fördert Pflanzenwachstum  
  Rauchende Schlote gelten gemeinhin als Symbole der Umweltzerstörung. Laut einer Studie kann man das - zumindest in klimatischer Hinsicht - auch anders sehen: Luftverschmutzung regt nämlich Pflanzen zum Wachstum an und bremst damit den Klimawandel.  
Der Grund: Winzige Abgasteilchen in der Luft streuen das Sonnenlicht, sodass es von allen Seiten auf die Blätter fällt. Dadurch können die Pflanzen das Sonnenlicht besser verarbeiten und mehr Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen, berichtet ein europäisches Forscherteam im Fachjournal "Nature" (Bd. 458, S. 1014).

Bereits länger bekannt ist noch ein zweiter klimaschonender Effekt der Aerosole: Sie werfen das einfallende Sonnenlicht ins All zurück, reduzieren auf diese Weise die auf der Erdoberfläche ankommende Strahlungsenergie. Das kühlt die Erdatmosphäre.
Zehn Prozent mehr assimiliert
Werden alle Strahlungseffekte eingerechnet, so wurden von 1960 bis 1999 rund zehn Prozent mehr Kohlenstoff von Landpflanzen gebunden, wie die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich berichtet. Die Forscher stützen sich auf verschiedene Modellrechnungen.

Nach Auskunft des Mitautors Stephen Sitch vom britischen Wetterdienst in Exeter wachsen Pflanzen entgegen der Annahme vieler Menschen nicht im direkten, hellen Sonnenlicht am besten, sondern eher in diesigem Licht.
Aerosol-Paradox
 
Bild: dpa/A3250 Oliver Berg

Zu den Luftschadstoffen zählt zum Beispiel Schwefeldioxid aus Kraftwerksrauchfängen. Österreich, Deutschland und andere Industrieländer haben dessen Ausstoß mit Hilfe von Filtern inzwischen stark gedrosselt. Zudem stoßen Vulkane viele Partikel aus, wie der Pinatubo auf den Philippinen beim Ausbruch 1991.

Die winzigen Teilchen, sogenannte Aerosole, strahlen Sonnenlicht auf zwei Arten zurück ins All. Zum einen sind sie selbst so etwas wie Miniatur-Reflektoren, zum zweiten sorgen sie für dichtere Wolken, die ebenfalls mehr Sonnenlicht zurückwerfen. Beides kühlt die Atmosphäre und lässt weniger Licht zur Erdoberfläche dringen.

Die paradoxe Lehre daraus: "Wenn wir weiterhin die Luftreinheit in der unteren Atmosphäre verbessern, was wir um der menschlichen Gesundheit Willen machen müssen, dann wird es viel schwerer, den gefährlichen Klimawandel mittels Kohlendioxidreduktion zu vermeiden", sagt Mitautor Peter Cox von der Universität Exeter.

[science.ORF.at/dpa, 22.4.09]
->   Met Office
->   University of Exeter
->   Aerosol - Wikipedia
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01.01.2010