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Forscher machen Spinnenseide reißfester  
  Deutschen Forschern ist es gelungen, hauchdünne Spinnenseide mit dem Zusatz von Metallen deutlich reißfester und dehnbarer zu machen. Dazu wurden dem natürlichen Spinnenfaden Metallatome infiltriert.  
Auf dieses Weise ließen sich laut dem Team rund um Mato Knez vom Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik möglicherweise auch andere natürliche wie synthetische Fasern kräftigen.
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Die Studie "Greatly Increased Toughness of Infiltrated Spider Silk" von Mato Knez et al. ist in der aktuellen Ausgabe von "Science" (Bd. 324, 24. April 2009, DOI: 10.1126/science.1168162) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie
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Der Faden hält großen Belastungen stand
Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass ein mit Metallionen behandelter Spinnenfaden selbst unter großem Zug nicht reißt. "Er lässt sich auch zweimal so stark dehnen wie ein natürlicher Spinnenfaden", so Knez. Da das behandelte Material starkem Zug und kräftiger Dehnung standhalte, nehme es zehnmal mehr Energie auf als das naturbelassene, bevor es reiße.

Daher könnte es sich laut den Forschern etwa dafür eigen, um eine volle Fahrt oder einen freien Fall zu bremsen - beispielsweise den Sturz eines Bergsteigers. Zudem könnten Materialien mit solchen Eigenschaften im Flugzeug- und Fahrzeugbau oder in der Weltraumtechnik Anwendung finden - generell überall dort, wo leichte, starke und flexible Werkstoffe gefragt sind.

"Für die Praxis verspricht unsere Arbeit großes Potenzial, weil wir mit unserer Methode auch viele andere Biomaterialien reißfester und dehnbarer machen können", erläutert Knez.
Metallionen dringen in die Fasern ein
Wichtige Voraussetzung dafür ist, dass die Naturstoffe als wesentlichen Bestandteil Proteine enthalten. Fasern aus dem Protein Kollagen etwa, die Knochen vor Brüchen und die Haut vor Rissen schützen, haben Knez und seine Mitarbeiter bereits durch die Metallbehandlung gestärkt. Die Kräftigungskur für Spinnfäden und andere Eiweißfasern wirke jedoch nur, wenn die Metallionen auch in die Fasern eindringen.

Trotz der verbesserten Eigenschaften werde metallbehandelte Spinnenseide künftig wohl weder Kotflügel noch Tragflächen verstärken. "Es ist wahrscheinlich kaum möglich, natürliche Spinnenseide im großen Stil zu gewinnen", so der Wissenschaftler. Denn die Tiere ließen sich nur unter großem Aufwand halten und seien auch beim Spinnen nicht besonders produktiv.

Vom praktischen Nutzen des Kraftschubs für das Material ist Knez dennoch überzeugt: "Wir setzen darauf, dass wir auch die Eigenschaften von synthetischen Materialien, die natürliche imitieren, mit unserem Verfahren verbessern können."

[science.ORF.at/dpa, 24.4.09]
->   Mato Knez
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01.01.2010