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Geheimnis des Jungfrauenturm soll gelöst werden  
  Durch 3-D-Vermessungen wollen Wissenschaftler der Technischen Universität (TU) Wien dem sagenumwobenen Jungfrauenturm in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku seinen Geheimnisse entreißen.  
Der Turm ist gemeinsam mit Teilen der Altstadt von Baku UNESCO-Weltkulturerbe und fällt schon aufgrund seiner Erscheinung auf, sein ursprünglicher Zweck ist unklar.

Ein Team vom Fachbereich Baugeschichte war im März zur Vermessung in Baku, heißt es in einer Aussendung der TU am Montag.
"Völlig ungewöhnlich"
"Sowohl seine äußere Erscheinung als auch der innerer Aufbau sind völlig ungewöhnlich", sagte TU-Professorin Marina Döring-Williams. Architektonisch hat der knapp 30 Meter hohe Bau einiges zu bieten.

So bestand er ursprünglich aus einer Art Hohlzylinder mit offenem Innenbereich. Bei einer Sanierung in den 1960er Jahren wurden Zwischengeschoße eingebaut und somit sein ursprüngliches Aussehen stark verändert.
Ursprüngliche Funktion rätselhaft
Bild: TU Wien
Laserscan-Längsschnitt durch den Turm
"Der Grundriss des Turms sieht aus wie die Ziffer sechs, mit einem kreisrunden Teil im Zentrum, von dem ein fahnenförmiger Ausläufer wegführt", so Projektkoordinatorin Ulrike Herbig.

Innerhalb der meterdicken Mauer des sich nach oben hin verjüngenden Turms verläuft ein Treppenhaus bis nach ganz oben. Von hier aus erreicht man acht Zwischengeschosse und das Dach, das heute als Aussichtsplattform sehr beliebt ist.

Eine senkrechte Röhre aus ineinander gesteckten konischen Tonröhren durchzieht den gesamten Turm im Mauerwerk und nährt Spekulationen über seine einstige Funktion. Die Theorien dazu sind vielfältig und reichen von Verwendungen als Leuchtturm über einen Sonnen- oder Feuertempel bis zu einer Verteidigungsanlage.
Wollte Sultan eigene Tochter heiraten?
Bild: TU Wien
Beim Vermessen
Nach dem heutigen Stand der Dinge wurde der Jungfrauenturm noch vor dem elften Jahrhundert erbaut. Ursprünglich direkt am Wasser gebaut, ist die Umgebung des Turms heute verlandet und durch Aufschüttungen der Küste weit in die Stadt hinein gerückt.

Um das Bauwerk ranken sich viele Mythen. Die populärste Legende, der der Turm auch seinen Namen verdankt, besagt, dass ein Sultan einst nach lokaler Sitte seine eigene Tochter heiraten wollte.

Die stellte aber die Bedingung, dass zuvor ein hoher Turm gebaut werden solle. Sobald der Turm fertig war, soll sie sich aus Verzweiflung von seiner Spitze ins Meer gestürzt haben.

[science.ORF.at/APA, 4.5.09]
->   Baugeschichte, TU Wien
->   Jungfrauenturm (Wikipedia)
 
 
 
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01.01.2010